Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika diskutierten in Bad Homburg zu Transparenz und Korruption in der internationalen Politik und simulierten die Generalversammlung der Vereinten Nationen
Wiesbaden, 2. Oktober 2019. Schon 1946 kamen Studierende aus aller Welt zusammen, um ein Land ihrer Wahl auf internationalem politischem Parkett zu vertreten. 73 Jahre später trafen sich 25 Studierende aus siebzehn verschiedenen Nationen vom 25. bis 29. September 2019 in Bad Homburg, um auf der diesjährigen STUBE Hessen-Herbstakademie die Vereinten Nationen (UN) als Organisation in ihren Strukturen, Funktionen und Verantwortlichkeiten zu beleuchten und in die Rolle von Delegierten zu schlüpfen.
Im Rahmen eines Planspiels, das Tsisia Ninikelashvili, Masterstudentin aus Georgien an der Goethe-Universität Frankfurt und Generalsekretärin der Main Model United Nations (MainMUN) anleitete, lernten die Studierenden aktiv diplomatische Verhandlungsprozesse in internationalen Organisationen kennen und verabschiedeten als Generalversammlung eine Resolution zur „Vorbeugung und Bekämpfung von Korruption“. Die Studierenden erarbeiteten sich das Verhalten nach den UN „rules of procedure“, Regeln der Vorgehensweise während der Simulation. Durch diese Regeln wurde eine starke, überaus realistische Annäherung an die echte UN ermöglicht.
Mit weiteren Expert/-innen aus Forschung, Medien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutieren die Teilnehmenden in fünf Tagen die Bedeutung multilateraler Organisationen in der gegenwärtigen Weltsituation. Im September 2015 verabschiedeten die UN die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 (Sustainable Development Goals – SDGs). Ziel 16 fordert insbesondere „leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und transparente Institutionen auf allen Ebenen“ aufzubauen. Denn ohne ein sicheres Umfeld und rechtstaatlich handelnde Institutionen ist eine nachhaltige Entwicklung nicht möglich. Helena Peltonen-Gassmann, Stellvertretende Vorsitzende von Transparency International Deutschland e. V. (TI) und Sieglinde Gauer-Lietz, Leiterin der Arbeitsgruppe Staatliche Entwicklungszusammenarbeit, präsentierten, wie Korruption in internationalen Organisationen effektiv und nachhaltig eingedämmt werden kann.
Tobias Schwab, Wirtschaftsredakteur bei der Frankfurter Rundschau, stellte sich den vielen Fragen der Studierenden rund um den medialen Beitrag Transparenz zu schaffen und Missstände in der Welt aufzudecken. Eine Studentin aus Kolumbien fragte, inwiefern Journalist/-innen mit dem Instrument der Sprache Macht ausüben können. Schwab betonte, dass es zentral für das journalistische Schaffen sei zu reflektieren, was bestimmte Begriffe transportieren. „Die Wahl zu welchen Worten man greift kann Vieles bewirken. Es macht in der Tat einen Unterschied, ob von Entwicklungshilfe oder Entwicklungszusammenarbeit gesprochen wird. Da der Begriff Entwicklungshilfe Machthierarchien zwischen gebendem und nehmendem Land impliziert, gelten Begriffe wie Dritte Welt und Entwicklungshilfe mittlerweile als veraltet.“, erläuterte Schwab.
Darüber hinaus diskutierten die Studierenden mit Prof. Dr. Lothar Brock vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), ob mit Blick auf Ziel 16 Frieden als Leitmotiv der Agenda 2030 fungiert und wie die programmatische Verknüpfung von Frieden und Entwicklung zu beurteilen ist. Beeindruckt von der Vielfalt der Teilnehmenden stellte Brock fest: „Wenn ich auf Studierende treffe, sehe ich mich auch immer als Studenten. Wir lernen voneinander!“