30.01.2018 Wow, Milena beschreibt, wie spannend berufsbildender Unterricht mit Globalen Lernen sein kann! Ihre Klasse an der Berufsbildenden Schule Wirtschaft Worms nahm im letzten Jahr an dem Projekt „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ teil. Ihre Lehrerin, Frau Bergemann-Gorski, hatte sich von der Idee anstecken lassen, dass junge Menschen aus dem Globalen Süden in den Klassenraum kommen, um Lehrkooperationen zu Nachhaltigkeitsthemen umzusetzen. „Zum Glück!“, wie Milena im Nachhinein findet. Hier ihre Eindrücke:
"Als wir, die Klasse HBF 17a, auf unserem Vertretungsplan entdeckten, dass wir an dem oben genannten Unterrichtsprojekt teilnehmen würden, wurden wir natürlich direkt hellhörig. „Was soll das denn sein?“, schoss direkt in unsere Köpfe, ,,etwa so eine langweilige Präsentation?“. Da haben wir uns ganz gewaltig getäuscht! Eine auf Anhieb sehr sympathische, junge Lehramtsstudentin namens Maryam Sultan, die an der Universität Koblenz-Landau Deutsch und Englisch auf Lehramt studiert und bereits seit 2016 eine sehr aktive Referentin bei „Grenzenlos“ ist, betrat die Klasse. Sie konnte uns mit ihrer offenen Art von Anfang an begeistern. Auch die zu Beginn gehaltene PowerPoint Präsentation über ihr Heimatland Pakistan verfolgten wir mit großer Neugier. Hier wurden enorme Unterschiede zu Deutschland deutlich, sowohl bei der Bevölkerung als auch im Berufsleben: Die Fußbälle von großen Sportmarken werden zum großen Teil in Pakistan produziert, und das unter katastrophalen Arbeitsbedingungen. Sei es die fehlenden Brandschutzbestimmungen, Notausgänge und Feuermelder als auch die nicht vorhandene Arbeitskleidung und die völlig unzureichende Bezahlung von wenigen Euro im Monat. Bei einer Stationsarbeit durften wir versuchen, einen Fußball alleine zu nähen… Das Rohmaterial, der Fußball und die Ledernadel und was sonst noch zu diesem Produktionsschritt dazu gehört, wurde übrigens freundlicherweise vom Weltladen in Koblenz bereitgestellt. Die Betonung liegt hier jedoch sehr deutlich auf ,,versuchen“! Wer zwei Stiche schaffte, gehörte schon zu den Besten aus der Klasse, wobei diese Stiche zudem nicht wirklich schön anzusehen waren. Und genau diese Arbeit erledigen tausende Menschen, vor Allem Kinder, für einen Hungerlohn und unter täglicher Lebensgefahr. Erst hier wurde uns Schülern richtig bewusst, wie gut es uns hier in Deutschland wirklich geht. Die miserablen Arbeitsbedingungen wurden uns erneut in dem anschließenden Rollenspiel verdeutlicht. Sofort kamen Einwände: ,,Och nö, bitte nicht so was Peinliches!“, jedoch war diese Angst völlig unbegründet. Mit den passenden Accessoires, wie Maßband und Krawatte, konnten wir uns schnell in die Lage von Näher/innen, Anwalt und Leiter einer Organisation für Menschenrechte hineinversetzen. In diesem Rollenspiel trugen Näher/innen aus verschiedenen Ländern der Welt die Sicherheitslücken und generellen Probleme, wie die deutlich zu langen Arbeitszeiten und die ungenügende Bezahlung, vor, woraufhin der Anwalt und der Leiter der Organisation die Paragraphen nannten und erläuterten, welche diese Umstände in Deutschland gesetzlich verbieten. Auf diese Weise wurden wir spielend belehrt, was einen deutlich größeren Effekt bei uns Schülern hat, als striktes und monotones Zuhören und Abschreiben von der Tafel. Für dieses abwechslungsreiche Programm möchten wir uns als gesamte Klasse bedanken! Wir hoffen, dieses Projekt bereitet noch vielen weiteren Klassen so eine große Freude wie uns."
Milenas Fazit aus der Stunde: „Liebe Schüler: Die wichtigsten Kompetenzen in eurem späteren Berufsleben - gerade wegen der immer weiter steigenden Diversifikation und dem Austausch zwischen unterschiedlichen Ländern und Kulturen - werden eure Offenheit, Interesse und interkulturellen Erfahrungen sein, also lasst euch hierauf ein und erweitert euren Horizont!“