Wiesbaden, 27.08.2021. „Was braucht man eigentlich für ein gutes Leben?“ fragte Tina Schauer, die Landeskoordinatorin für Bildung für Nachhaltige Entwicklung des hessischen Kultusministeriums. „Nahrung, Freiheit, Liebe, Respekt, Würde und Sicherheit“ so antworteten die 24 Teilnehmenden aus 17 Nationen des Qualifikationsseminar I, das in Wiesbaden nach einem Jahr erstmalig wieder in Präsenz stattfand. Die Studierenden aus Afrika, Asien und Lateinamerika waren angereist, um sich auf Lehrkooperationen an beruflichen Schulen rund um die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen vorzubereiten. Frau Schauer dankte den Studierenden im Namen des hessischen Kultusministeriums für ihren wichtigen Beitrag. Um die Agenda 2030 zu erreichen, hat Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Hessen im Rahmen der Dachmarke „Nachhaltigkeit lernen in Hessen“ einen besonders hohen Stellenwert. Grenzenlos ist Teil dieser Dachmarke.
Die Referentinnen, Dr. Julia Boger und Helen Luisa Danso (WUS), stellten zunächst die Projektziele- und Strukturen des Projekts vor. Danach vertiefte Tina Schauer das Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Schule anhand der Empfehlungen des „Orientierungsrahmens für den Lernbereich Globale Entwicklung“ (KMK/BMZ 2016). Anschließend berichtete die senegalesische Grenzenlos-Aktive Amy Ndiaye, Studentin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, von ihren Erfahrungen mit Lehrkooperationen zu ihrem Thema „Fairer Handel in der Textilie“. Sie motivierte die angehenden Grenzenlos-Aktiven für ihre zukünftigen Einsätze an berufsbildenden Schulen.
Am Samstag arbeiteten Silvana Kröhn und Mauricio Pereyra Morales vom EPIZ-Berlin mit den Studierenden zu Methoden und Techniken des Globalen Lernens. Dabei fokussierten sie die Zielgruppe „Auszubildende“. Ein besonderes Highlight stellte das Planspiel zu Geflügelimporten nach Ghana dar. Mit diesem wurde den Teilnehmenden sowohl eine starke Methode für zukünftige Lehrkooperationen an die Hand gegeben als auch die Komplexität und Vielschichtigkeit von globalen Themen und Interessenskonflikten vor Augen geführt. „Wir alle haben schon über Politiker geschimpft, aber in meiner Rolle in der Regierungsgruppe habe ich gemerkt, wie viel Arbeit hinter politischen Entscheidungen steht“, berichtet ein Teilnehmer. Eine andere Teilnehmerin empfand in ihrer Rolle als „ghanaische Geflügelbäuerin“ vor allem das Gefühl von Abhängigkeit. Somit wurde allen zukünftigen Grenzenlos-Aktiven deutlich, wie effektiv Methoden sind, die einen Perspektivwechsel hervorrufen und Empathie bewirken können.
Der intensive Tag endete mit einer gemeinsamen Stadtrallye durch Wiesbaden, einem sogenannten „Actionbound“, konzipiert und geleitet durch Lars Erik Fehling (WUS Praktikant). Durch den besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit konnten die Studierenden nicht nur Wiesbaden kennenlernen, sondern auch ihren Blick für konkrete Umsetzungen und Projekte nachhaltiger Stadtentwicklung schärfen. Die Rallye endete am Kochbrunnen mit einem kräftigen Schluck aus warmen Heilwasserquellen, für die Wiesbaden unter anderem berühmt ist.
Am Sonntag entwickelten die angehenden Grenzenlos-Aktiven ihre Themen und präsentierten sie. Sowohl die Bandbreite an Themen begeisterten alle Teilnehmenden als auch die wertschätzenden Anregungen untereinander, die das bereits gewachsene Gruppengefühl erfahrbar machten. Ausgerüstet mit Ideen zu ihrem Thema, vielfältigen methodischen Anregungen, theoretischem Input zu den organisatorischen Abläufen und viel Vorfreude auf bevorstehende Lehrkooperationen, verabschiedeten sich die Seminarteilnehmenden.
Das Projekt „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ wird von den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.