In Reisfeldern landen? Globales Lernen in der HBF Mechatronik an der BBS Bingen

Wiesbaden, 09.08.2022. Ein Blick zurück ins sonnige Klassenzimmer im 5. Stock der BBS Bingen. Es ist Dienstag, 24. Mai 2022, Raum 5.02. Suminem Suminem blickt begeistert aus dem Fenster auf den schönen Rheingau. Suminem Suminem ist indonesische Studentin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im Fach Politikwissenschaften. Doch Suminem studiert nicht nur – sie ist auch sozial engagiert. Im Rahmen des Projekts „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ des World University Service (WUS), reiste sie aus Frankfurt  an, um 20 Schülerinnen und Schüler für ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeitsziele zu sensibilisieren.
 
Suminem ist nämlich eine von rund 100 Grenzenlos-Aktiven, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, an beruflichen Schulen in Deutschland die 17 Ziele der Vereinten Nationen, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs) bekannt zu machen.
Die UN- Agenda 2030 (Sustainable Development Goals, SDGs) hat sie im Gepäck. Im Fokus stehen heute globale Folgen des Tourismus, die Suminem am Beispiel ihres Herkunftslandes, Indonesien, veranschaulicht. Die engagierten Lehrkräfte Thomas Weigel, Susan Tenruh und Elisabeth Henn hatten sie in den Unterricht eingeladen.
 
Indonesien zählt 200 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und ca. 17500 Inseln, darunter 5 große wie Bali und Java. Der südostasiatische Inselstaat setzt auf Tourismus, um Devisen einzunehmen und Arbeitsplätze zu schaffen. Große Investoren gewinnen, während gleichzeitig lokale Bauern ihr Land durch den immensen Flächenverbrauch verlieren. Die Preisentwicklung treibt die Menschen in die Armut.
Lebensmittelimporte für die Bedürfnisse der gewachsenen Mittel- und Oberschicht wie der Touristinnen und Touristen drohen die Deviseneinnahmen aufzufressen, wie Frau Suminem am Beispiel des Käseimports aus Australien erläutert. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge habe der lokale Reis durch die CO2- Belastungen Geschmacksverluste erlitten.
 
Mitten durch Reisfelder schlängeln sich asphaltierte Start- und Landebahnen neuer Flughäfen. Massentourismus zerstört Natur und Kultur im „Müllparadies“ Südostasiens, sichtbar z. B. am eklatanten Schildkrötensterben. Plastikabfall besudelt Strände und Meer.
Dabei nimmt Frau Suminem Indonesien nur als Beispiel für die globale Herausforderung, das Reisen nachhaltig zu gestalten, den Kulturaustausch in der globalisierten Welt zu fördern, ohne Lebensgrundlagen zu zerstören. 17% des globalen Treibhausausstoßes seien durch den Tourismus ausgelöst. Statistiken und Fotos belegen die Informationen.
 
Was tun? Die Schülerinnen und Schüler erproben Kompensationszahlungen via atmosfair.de  sowie den Umweltverträglichkeitsrechner der Deutschen Bahn, um sanftes Reisen zu erwägen. „Achtet auf Nachhaltigkeitslabel der Reiseanbieter“, empfiehlt die Referentin, „esst auch mal Streetfood, unterstützt die lokale Ökonomie, wenn ihr unterwegs seid, sodass nicht nur große Hotels den Mehrwert haben“. 
In einer abschließenden Bastelaktion diskutiert die Klasse über interessante Ziele für einen „Nahtourimus“. Gedankt wird Frau Suminem mit einer Flasche rheinhessischem Traubensaft für die „Fernreise daheim“. Der direkte Dialog mit einer kompetenten Expertin Indonesiens, die Politikwissenschaften, Schwerpunkt Entwicklungszusammenarbeit studiert, lässt die Agenda 2030 konkret werden.
Text: Elisabeth Henn
 
„Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ ist ein Projekt des World University Service (WUS) und wird gefördert vom Ministerium des Innern und für Sport in Rheinland-Pfalz und den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen und dem Saarland sowie von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).