Wiesbaden, 28.09.2018 Als Praktikant des Projektes „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ vom World University Service (WUS) war ich am 20. September 2018 als Reporter auf Mission: Zur diesjährigen Auszeichnung der hessischen Umweltschulen. Die Veranstaltung fand auf dem Gelände der beiden gastgebenden Schulen, der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule (RFES) und der König-Heinrich-Schule (KHS) in Fritzlar statt. Unter den rund 200 Gästen fand auch ich mich wieder.
Nicht wissend was mich an diesem Tag erwarten sollte, befürchtete ich im Vorhinein eine relativ trockene Preisverleihung. Doch ich merkte relativ schnell, dass ich falsch lag. Schon mit dem Betreten des Geländes konnte ich feststellen, dass dieser Tag für alle Beteiligten etwas Besonderes ist. Bei allen Schüler/-innen und Lehrkräften die mir begegneten, war die Stimmung über den gesamten Tag hervorragend und man fieberte schon der feierlichen Urkundenvergabe entgegen.
Was mir besonders an diesem Tag ins Auge fiel ist, dass die ausgezeichneten Umweltschulen schon längst mehr als einfache AGs zu Natur und Biotopen zu bieten haben. „Umwelt“ wird inzwischen ganzheitlich gedacht und alle Facetten der Nachhaltigkeit spiegeln sich in den Aktivitäten der Schulen wieder.
Aber der Reihe nach: Die Veranstaltung wurde gegen 10 Uhr in der anliegenden Sporthalle von der sehr gut aufgelegten Big-Band der KHS eröffnet. Darauf folgend ergriff der Schulleiter der, Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule Frank Wetzlaugk, das Wort. Die Botschaft seiner Rede, die im ersten Moment bei vielen Anwesenden für Verwunderung sorgte, war „Ich liebe dich“. Gemeint war mit diesem Bekenntnis die Natur, da es für ihn eine Herzensangelegenheit sei, diese zu schützen und für kommende Generationen zu bewahren.
Danach eröffnete Silke Bell, Landeskoordinatorin der hessischen Umweltschulen, mit einer „riesengroßen Vorfreude“ auf diesen Tag die Ausstellung, bei der alle 83 ausgezeichneten Schulen ihre Projekte vorstellen konnten. Darunter waren auch 7 berufliche Schulen, die ich, als „Grenzenlos-Praktikant“, genauer unter die Lupe nehmen wollte.
Vor Ort war auch die Berufliche Schule Schwalmstadt, die zwei Projekte vorgestellt hat. Einerseits den von Lehrkräften und Schüler*innen ins Leben gerufene „Bike Campus“. Für diesen wurden von der Schule 16 Fahrräder angeschafft mit denen diverse Kurse und Unterrichtseinheiten angeboten werden, um den Schülern das Fahrrad als Fortbewegungsmittel wieder näher zu bringen. Die zweite ausgestellte Initiative war das Projekt „Rückseite“. Dabei werden Fehldrucke aus Schulen oder Unternehmen eingesammelt. Aus diesen fehlerhaften Kopien werden in der Folge Notizbücher gebunden bei denen man die Rückseite der Fehldrucke nutzen kann. „Es ist einfach ein gutes Gefühl“, so der anwesende Lehrer, „für Projekte die einem selbst Spaß machen, honoriert zu werden“.
Eine andere berufliche Schule, die Käthe-Kollwitz-Schule aus Marburg, verbannte indes alle Plastik- oder To-Go-Becher aus ihrer Cafeteria/Mensa. Dafür werden eigens entworfene Mehrweg Becher aus Birkenharz und Bambusgranulat an der Schule verkauft. Rund 600 von 1000 wurden bis jetzt, bei einem Preis von 2€ pro Becher, verkauft.
Den Fokus auf ein Mehrwegsystem legte auch die Berufliche Schule des Werra-Meißner-Kreises aus Witzenhausen. In Zusammenarbeit mit der dort ansässigen Tafel, wurden die Erntedank Spenden, die in den Gottesdiensten in den umliegenden Gemeinden gesammelt wurden, zu Suppen und Marmeladen eingekocht und danach wieder der Tafel gespendet.
Daraufhin besuchte ich den Stand der gastgebenden Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule. Die Schüler/-innen dieser beruflichen Schule stellten zwei verschiedene Projekte vor. Zum einen, ein im Metallbau-Unterricht entworfenes Modell zu Mülltrennung. Dieses ist durch verschiedene Farben und Symbole gekennzeichnet und soll beispielsweise Kindern zeigen welcher Müll in welche Tonne kommt. An einem Nebentisch präsentierte eine Schülerin der RFES ein weiteres Projekt: selbstgenähte Kissen. Diese werden mit den „Abfallprodukten“ aus dem Handwerks-Unterricht gefüllt und in Handarbeit genäht. „Dabei habe ich gelernt, dass man aus Dingen, die für mich normalerweise Müll wären noch gute Sachen herstellen kann“, so die Schülerin. Interessant an diesem Projekt ist auch, dass es an anderer Stelle ebenfalls schon erfolgreich ausgezeichnet wurde. So erhielten die Schüler*innen für diese Arbeit den 3. Platz (von 80 Teilnehmern) im „Junior“ Wettbewerb „Wirtschaft erleben“.
Aber auch die anderen anwesenden Schulen hatten natürlich zahlreiche spannende Projekte zu bieten. Beispielsweise das „Sozialprojekt Peru“, welches schon seit 1994 von der Marburger Gesamtschule Niederwalgern gefördert wird. Seit 2014 engagiert sich auch das Gymnasium Phillipinum in dieser Initiative. Bei diesem Projekt unterstützten sie mit Spenden und ehrenamtlichen Helfern diverse Projekte in dem peruanischem Ort Chosica. So baute man dort im Jahr 2002 unter anderem eine Kindertagesstätte und eine Gemeindeküche. Die Kindertagesstätte beispielsweise soll, neben der frühkindlichen Bildung, es den alleinerziehenden Müttern ermöglichen einer dreijährigen Ausbildung nachzugehen. Besonders bemerkenswert ist das Engagement einiger Lehrer, die jedes Jahr nach Peru fliegen, um dort die Spendengelder persönlich zu überbringen.
„Mega cool“ finden auch zwei Schülerinnen der Lindenschule aus Ahlheim die Auszeichnung. An dieser Grundschule steht das Thema „Globales Lernen“ schon früh im Fokus und wird den Schülerinnen und Schülern mit dem Wahlpflichtfach „SDGs“ näher gebracht.
Die Grundschule Gustav-Heinemann aus Hofgeismar führte gründete unterdessen einen eigenen Fair-Trade Laden. In dieser AG verkaufen die Schüler an zwei Tagen in der Woche fair gehandelte Produkte aus aller Welt. „Wir achten dadurch jetzt selbst viel mehr auf Fair-Trade Produkte“ versicherten mir die beiden anwesenden Schülerinnen. Ins besondere versuchen sie mit diesem Projekt auf Kinderarbeit und die schlechten Arbeitsverhältnisse, bei oft nicht fairen Produkten wie beispielsweise Schokolade, aufmerksam zu machen. Zudem „ist es toll geehrt zu werden. Das motiviert uns weiter und noch mehr zu machen.“