Wiesbaden, 29.06.2022. Was zeichnet eine gelungene Kooperation zwischen "Grenzenlos" und einer beruflichen Schule aus? Bereits seit dem Jahr 2021 werden im Rahmen von „Grenzenlos“ Lehrkooperationen an der Staatlichen Berufsschule Mindelheim in Bayern durchgeführt. Die berufliche Schule ist für ihren starken Nachhaltigkeitsansatz bekannt und ein Leuchtturmprojekt über die Grenzen des Freistaats Bayern hinaus.
Karl Geller, Fachbetreuer, Umweltbeauftragter bei der Staatl. Berufsschule Mindelheim hatte im Jahr 2021 eine Lehrkräftefortbildung bei „Grenzenlos“ besucht und konnte die engagierten Lehrkräfte Bernhard Fischer und Jörg Rowohl für das Projekt gewinnen.
Gemeinsam mit Grenzenlos-Aktiven aus Afrika, Asien und Lateinamerika führten sie Lehrkooperationen im Unterricht durch. Konkret ging es dabei um Textil, Tourismus städtische Gärten und ums Handy – und wieso diese Bereiche nachhaltig sein sollten.
Den Beginn machte die peruanische Studentin der Hochschule Landshut, Barbara Beltràn Torres mit dem Thema "Wie sauber ist meine Kleidung?" im Unterrichtsfach Betriebswirtschaft. Frau Torres orientierte sich an dem gewählten SDG 8 Menschenwürde, 12 Nachhaltiger Konsum und 13 Klimaschutz. Dabei thematisierte sie peruanische Unternehmen, die sich gesellschaftlich engagieren und die mit den lokalen Strukturen nachhaltig verwoben sind. Beispielweise verwendet das peruanische Unternehmen AYNI alte peruanische handwerkliche Techniken und schafft Ausbildungsplätze für 2100 einheimische Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker. In der wohl spannendsten Phase ihres Unterrichts sollten die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit für ihr eigenes Konzept von nachhaltiger Kleidung, die Materialien, das Herkunftsland, den Preis und die Arbeitsbedingungen wählen, ehe sie diese nachhaltigen Lösungsansätze präsentieren sollten.
Ein weiteres Thema von Barbara Torres ist „Nachhaltiger Tourismus“. Sie diskutierte mit den Lernenden im Unterrichtsfach Ethik, welchen CO2-Fußabdruck wir allein aufgrund unserer Urlaubsreisen verursachen. Dies hat klimatische Folgen. Doch es gibt Gegenbeispiele, wie die Lernenden selbst in Gruppenarbeit erarbeiten. In einer abschließenden Reflexionseinheit wurden die Ergebnisse gesammelt und präsentiert.
Ebenso stellte der kamerunische Absolvent der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Quentin Landry Biawa in seiner Lehrkooperation die Frage „Wie nachhaltig sind unsere Handys?“. Dabei sensibilisierte er die Lernenden dafür, dass die in Handys enthaltenen Rohstoffe, die Produktionskette und das damit verbundene Entsorgungsproblem Oftmals überhaupt nicht nachhaltig sind. Um einen Perspektivwechsel vorzunehmen, führte er ein Planspiel durch, bei dem die Lernenden in unterschiedliche Rollen, von den Arbeitenden in der Produktion bis hin zum Unternehmen schlüpfen konnten. Ziel war es, anschließend alternative Handlungsoptionen für die Zukunft zu erarbeiten.
Für die Lehrkooperation „Urban Gardening“ hatte die ecuadorianische Studentin der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Kathya Pillajo Armas einen ähnlichen Ansatz. Sie setzte in der ersten Informationsphase ihrer in Präsenz abgehaltenen Lehrkooperation im Speziellen auf eine visuelle Darstellung. Zwei Informationsvideos über die SDGs und einen ecuadorianischen Stadtgarten in Quito kommen zum Einsatz. Letzteres Video skizziert das Potenzial, wie ein solcher Stadtgarten gegen Hunger vor Ort fungiert. Nachdem die Beschulten das eigene Urban Gardening Projekt von Frau Armas in Nürnberg kennenlernten, wurden sie dazu motiviert, selber einen eigenen Garten zu entwerfen und diesen im Anschluss zu präsentieren.
Das Projekt „Grenzenlos—Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ wird vom Freistaat Bayern, den Ländern Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.