Nicht jeder fühlt sich als Weltbürger. Globalisierung und Weltgesellschaft als Herausforderungen für die politische Erwachsenenbildung – Herleitung und Gelingensbedingungen des pädagogischen Ansatzes Globales Lernen

Autor: Holbe, Claudia
Jahr: 2017

Masterarbeit, Fachbereich Erwachsenenbildung, 103 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

Globalisierungsprozesse lassen die heutigen Gesellschaften zu einer komplexen und global zusammenhängenden Weltgesellschaft werden. Damit einhergehen Anforderungen an die Bewohner*innen dieser Weltgesellschaft: Menschen sind zunehmend als Weltbürger*innen gefordert, diese Weltgesellschaft auszuhalten und zu gestalten. Dafür müssen sie fähig sein, mit Unsicherheit, Fremdheit, Wissen und Nichtwissen umzugehen sowie Perspektivwechsel auszuführen. Sie sollten zudem über eine hohe Eigenkomplexität verfügen und im globalen Rahmen handlungsfähig sein. Doch nicht alle fühlen sich als Weltbürger*innen: gerade in Deutschland, insbesondere in den Neuen Bundesländern –gibt es starke Vorbehalte gegenüber dem Weltbürger*innentum, welche sich zum Teil in populistischen, demokratiefeindlichen und xenophoben Strömungen äußern.

Moderne weltgesellschaftliche Bildungsansätze wie Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), Global Citizenship Education und Globales Lernen zielen darauf ab, Menschen auf ihrem Weg hin zu mündigen Bürger*innen der Weltgesellschaft zu unterstützen. Dabei verfolgen sie mehr oder weniger normative Ziele –mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung handelt es sich zumeist um Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.

Der Ansatz des Globalen Lernens ist dabei in Deutschland einer der gebräuchlichsten. Er ist aus der Praxis von Nichtregierungsorganisationen entstanden und wird bisher meist in der schulischen Kinder-und Jugendbildung genutzt. Seine Wirksamkeit ist bisher empirisch kaum belegt und es finden sich wenig Hinweise zur Umsetzung Globalen Lernens mit Erwachsenen. Globales Lernen mit Erwachsenen kann als Teil der politischen Erwachsenenbildung gesehen werden. Zwei verbreitete Ansätze des Globalen Lernens können dabei zwei Denkrichtungen der politischen Erwachsenenbildung zugeordnet werden. Der handlungstheoretische Ansatz Globalen Lernens geht dabei mit der kritischen politischen Bildung einher, während der systemtheoretische Ansatz Globalen Lernens der Herangehensweise der konstruktivistischen politischen Bildung entspricht.

Aus den theoretischen und empirischen Erkenntnissen zu gelingender politischer Bildung mit Erwachsenen werden Gelingensbedingungen für Globales Lernen mit Erwachsenen abgeleitet. Danach tragen folgende Faktoren zu einer attraktiven Lernumgebung für Erwachsene im Bereich Globales Lernen bei:

• Raum schaffen für (lern)biographische Selbstvergewisserung

• Differenzerfahrungen und Irritationen ermöglichen

• anschlussfähige, anwendbare Lerninhalte und gangbare Lernwege

• geschützte Räume und soziale Unterstützung

• Angebote, die auf eine bestimmte Rolle/ Funktion der Teilnehmenden hin konzipiert sind

• Einbeziehung von „Brückenmenschen“/ Peers als Fürsprecher*innen

• zielgruppengerechte Ansprache

• bewusster Einsatz von Emotionalität

• Teilnehmer*innenorientierung

• Subjektorientierung

• alltags-bzw. lebensweltnahe Themen, die gleichzeitig globale Lernanlässe beinhalten

• Handlungsorientierung

• Aktualität der Themen

Darüber hinaus weist die Autorin insbesondere auf die Wichtigkeit der eigenen Haltung von Anbietenden Globalen Lernens in der Angebotsplanung und Durchführung von Erwachsenenbildungsveranstaltungen hin. Hier sind vor allem Offenheit, Perspektivwechsel, Wertschätzung und Augenhöhe gefragt. Potentiale für besonders erfolgversprechende Bildungsansätze im Themenfeld sieht die Verfasserin derzeit im Umfeld von Initiativen und Bewegungen, die echte Herausforderungen und Engagementmöglichkeiten auf Augenhöhe bieten, in der Unterstützung aktueller beruflicher und ehrenamtlicher Herausforderungen mit globalem Bezug (wie der Flüchtlingssituation) durch Anbietende Globalen Lernens sowie der verstärkten Nutzung Sozialer Medien.