Bachelorarbeit, Studiengang Diakoniewissenschaft, 138 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Im Jahr 2016 sind fast 36.000 unbegleitete minderjährige Geflüchtete nach Deutschland gekommen, die von den zuständigen Jugendämtern in Obhut genommen wurden. Die wohl größte Herausforderung dabei war die Schaffung bedarfsgerechter Unterbringungs- und Betreuungsformen. Denn diese besonders schutzbedürftige Personengruppe darf nicht in Sammelunterkünften für Geflüchtete untergebracht werden, sondern muss nach bundesrechtlichen Vorgaben im SGB VIII in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen betreut und versorgt werden.
Die Tatsache, dass die Betreuung geflüchteter Jugendlicher einen großen Teil der Kinder- und Jugendhilfe eingenommen hat und davon auszugehen ist, dass das in den nächsten Jahren auch so bleiben wird, hat diese Arbeit entstehen lassen. Durch das beleuchten von Vor- und Nach-teilen der Unterbringungs- und Betreuungsformen, auch aus der Sicht einzelner Hilfeempfänger bzw. -Hilfeempfängerinnen, können neue Konzeptionen erarbeitet werden, damit die Wohnformen noch besser an die Personengruppe angepasst werden können und die Hilfeempfänger optimal gefördert und zugleich gefordert werden.
In dieser Arbeit werden Konzeptionen bzw. Beschreibungen von fünf häufigen Unterbringungs- bzw. Betreuungsformen und Interviewaussagen von Geflüchteten Kindern und Jugendlichen genauer betrachtet und miteinander verglichen. Zusätzlich wird das Integrative Wohnen im Rahmen des Betreuten Jugendwohnen (BJW), als eine neue und voraussichtlich auch zukunftsfähige Wohnform, im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit, vorgestellt. In solch einer Wohnform leben junge Erwachsene der Aufnahmegesellschaft (keine Empfänger der Jugend-hilfe) mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten in einer Wohngemeinschaft. Diese Wohnform wurde gegründet, mit dem Ziel unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten ein Zusammenleben auf Augenhöhe mit Menschen deutscher Herkunft, in einer Wohnung des ersten Wohnungsmarktes und nicht in einer Jugendhilfeeinrichtung, zu ermöglichen.
Exemplarisch soll in dieser Arbeit erörtert werden, inwieweit die vorgestellten Hilfeformen sinnvoll und erfolgreich sind oder aber, wie gesetzliche auch vorgesehen, neue flexible Unter-bringungs-, Versorgungs- und Betreuungskonzepte ausgearbeitet werden müssen.
Das Fazit dieser Arbeit ist, dass die stationären Jugendhilfeeinrichtungen unter verschiedenen Gesichtspunkten schlechter abgeschnitten haben als die Unterbringung in Pflege- bzw. Gastfamilien oder dem neuartigen Konzept des Integrativen Wohnen. Vorteile sind beispielsweise die Freiwilligkeit der Hilfe oder das Zusammenwohnen mit Personen der Aufnahmegesellschaft und damit das alltägliches Sprechen der deutschen Sprache.
Aufgrund diesen und weiteren Vorzügen, die in der Arbeit genauer erläutert werden, ist es m.E. sinnvoll, das BJW im Rahmen einer integrativen WG mehr auszubauen und als neues flexibles Konzept für die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten anzuerkennen.