Examensarbeit, Arbeitsbereich Sportpädagogik, 140 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Das übergeordnete Ziel der Zulassungsarbeit besteht in der Konzeption einer auf die Sekundarstufe II ausgerichteten Unterrichtseinheit, in der die Idee einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) den Ausgangspunkt eines tänzerischen Gestaltungsvorhabens bildet. In einem ersten Teil der Arbeit wird zunächst geklärt, wie nachhaltige Entwicklung (NE) in dieser Arbeit verstanden wird. Nach einem kurzen historischen Abriss zum Begriff der Nachhaltigkeit sollen vor allem der interdisziplinäre Charakter einer NE und die damit verbundenen Vor- und Nachteile in den Fokus gerückt und diskutiert werden. Unmittelbar im Zusammenhang mit der NE steht die BNE, die „sich als pädagogische Antwort auf das gesellschaftliche Leitbild der Nachhaltigkeit verstehen lässt“ (Grundmann, 2017). Da die Ausarbeitung einer Unterrichtseinheit im Zentrum der Arbeit steht, konzentriere ich mich bereits in der theoretischen Auseinandersetzung mit der BNE auf den schulischen Kontext. Hierbei ist es unvermeidlich, sich dem Kompetenzbegriff im Sinne einer NE anzunähern. Im Zuge dessen werden das Konzept der Gestaltungskompetenz von De Haan (vgl. De Haan, 2008) und das Kompetenzkonzept (vgl. Schreiber & Siege, 2016), welches innerhalb des Orientierungsrahmen[s] für den Lernbereich globale Entwicklung entstanden ist, vorgestellt. Darauffolgend werden der aktuelle Forschungsstand zum Thema BNE und Schule beleuchtet und die daraus entstehenden Konsequenzen für das Schulsystem diskutiert.
Bevor die konkrete Unterrichtseinheit vorgestellt wird, wird zuerst die Verbindung von BNE und Tanz legitimiert. Die Thematisierung tanzpädagogischer Konzeptionen und die Diskussion zum aktuellen Forschungsstand im Bereich Tanzpädagogik stellen die Basis für die Beantwortung der Frage dar, warum das Bewegungsfeld Tanz sich eignet, Schüler*innen mit der Idee der BNE vertraut zu machen. Es schließt die Vorstellung des Unterrichtsvorhabens an. Einführend wird begründet, warum die Unterrichtseinheit einen projekthaften Charakter haben soll. Es folgen diverse Analysen (Lehr-plananalyse, Grobziele der Unterrichtssequenz, Bedingungsanalyse, Sachanalyse, didaktische Analyse nach W. Klafki) zur Begründung der Unterrichtseinheit. Die genauen Stundenplanungen machen das Unterrichtsvorhaben konkret. Aufgeführt werden inhaltliche Verlaufspläne, Feinziele einzelner Stunden sowie die Begründung zur methodischen Vorgehensweise.
Den Ausgangspunkt der interdisziplinär auf die Fächer Deutsch und Sport angelegten Unterrichtseinheit bilden verschiedene Poetry-Slam-Texte, die sich mit Themen einer BNE befassen. Durch die intensive Beschäftigung innerhalb einer Gruppenarbeit mit jeweils einem Text, sollen Aspekte, Fragen und Fakten zum Thema BNE herausgearbeitet werden, die den Schüler*innen bedeutungsvoll erscheinen. Untermauert werden ihre Gedanken durch eine eigene Recherche. In einer zweiten Theorieeinheit im Rahmen des Deutschunterrichts, in welcher die Rechercheer-gebnisse und die Gedanken zu den Texten zusammengetragen werden, wird erarbeitet, was sich hinter der Idee der BNE verbirgt. Daraufhin legen die Schüler*innen fest, in welchem/ welchen Sektor/en sie ihre bisher erarbeiteten Ergebnisse verorten (Soziales, Ökonomie, Ökologie). Am Ende der Stunde erhalten sie eine Übersicht über die Unterrichtseinheit und werden über die Verbindung von BNE mit einem tänzerischen Vorhaben informiert. Unter dem Motto Von der Idee zur Aufführung lernen die Schüler*innen in der 3. Doppelstunde im Rahmen des Sportunterrichts ein Modell mit sechs Phasen kennen, in denen sie sich in ihrem tänzerischen Gestaltungsprozess befinden werden. Anschließend steigt die Klasse praktisch in die ersten beiden Phasen des eben genannten Modells ein, indem sie Gestaltungsparameter (in der 3. Doppelstunde) und Gestaltungsprinzipien (in der 4. Doppelstunde) im Bewegungsfeld Tanz kennenlernen. Hierbei soll immer hinterfragt werden, wie diese einsetzbar sind, um bestimmte Inhalte und Fragen einer NE zu transportieren. Zusätzlich sollen die Schüler*innen in diesen beiden Doppelstunden Zeit bekommen, mit Gestaltungsparametern und -prinzipien zu spielen, sich auszuprobieren, zu variieren. Die beiden Unterrichtsstunden werden mit unterschiedlich offenen Fragen von der Lehrkraft gesteuert. In der 5. Doppelstunde bekommen die Schüler*innen zunehmend freien Raum, verschiedene Bewegungen auszuprobieren, mit den Gestaltungsparametern und -prinzipien zu experimentieren und erste Bewegungsfolgen festzulegen. Die Lehrkraft wirkt in dieser Stunde lediglich begleitend und beratend. Es folgt eine Phase des freien Gestaltungsprozesses außerhalb des Unterrichts, in der die Schüler*innen eine Choreographie erarbeiten, die bezüglich ihrer Aussage stimmig zu ihrem jeweiligen Ausgangspunkt ist (Poetry-Slam-Text und eigene Recherche). Nach einer vierwöchigen außerunterrichtlichen Gruppenarbeit, bei der jede Gruppe einen individuellen Termin mit der Lehrkraft vereinbart, um letzte Ratschläge zu ihrem Gestaltungsprodukt zu erhalten, endet das Projekt mit einer Aufführung (wie öffentlich/ in welcher Form diese stattfinden soll, soll gemeinsam mit den Schüler*innen entschieden werden). Die Leistungsbewertung entsteht dann auf der Grundlage des erarbeiteten Gestaltungsprodukts (vor dem Hintergrund der Frage, inwieweit es den Schüler*innen geglückt ist, ihre individuelle Gestaltungsabsicht in Bewegung umzusetzen) und einem Portfolio, das sie über die Unterrichtseinheit hinweg führen.
In einer Expertenrunde wird die konzipierte Unterrichtseinheit evaluiert. Wie die Evaluation erfolgte, welches Evaluationsdesign zugrunde liegt und wie sie ablief, wird im folgenden Kapitel beschrieben. Der Abschnitt endet mit der Darstellung der Ergebnisse. Abschließend werden wesentliche Erkenntnisse zusammengefasst und diskutiert. Mit einem Ausblick schließt die Arbeit ab.