Bachelorarbeit, Fachbereich Soziale Arbeit, 102 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Bildung soll den mentalen Wandel für die Integration der Idee der nachhaltigen Entwicklung initiieren: Im Herbst 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung. Bestandteil dieser Ziele ist eine weltweite Bildungsagenda unter der Leitung der UNESCO: der "Aktionsrahmen für Bildung 2016-2030". Diese Agenda 2030 wird auf deutscher Ebene zurzeit in das fünfjährige "Unesco-Weltaktionprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung 2015 bis 2019" übersetzt (BNE-Portal 2017).
Aus den "Sustainable Development Goals" ergeben sich unter Anderen die Bildungsthemen Klimaschutz, Biodiversität, kulturelle Vielfalt, verantwortungsvoller Konsum und soziale Gerechtigkeit. Darüber hinaus sollen im Sinne der BNE Fähigkeiten gefördert werden, die die Verwirklichung der Ziele ermöglichen können: interdisziplinäres und zukunftsorientiertes Denken, verantwortungsvolles Handeln, Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen und die persönliche Gestaltungskompetenz jedes Einzelnen (BNE-Portal 2017).
Diese Arbeit entwirft ein Konzept für ein entsprechendes Handlungsprogramm, an dem sich Bildungsvermittler orientieren können. Es richtet sich am handlungs- und erlebnisorientierten Ansatz der Wildnispädagogik aus, der für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen modifiziert wurde, die an die Jugendhilfe angebunden sind und im städtischen Raum leben. Vorausgehender Gedanke war, ein Bildungsangebot zu schaffen, das für breite Teile der Gesellschaft erschwinglich und zugänglich sei. Es sollte Menschen in einer urbanen Lebenswelt den Zugang zu Umweltthemen öffnen. Einen Rahmen dafür bietet die Soziale Gruppenarbeit, eine spezielle Hilfe aus dem Katalog der Hilfen zur Erziehung, die als Gesetzesanspruch im 8. Sozialgesetzbuch bestehen (§27ff. SGB VIII). Das Programm lässt sich aber auch auf andere Zusammenhänge übertragen, zum Beispiel auf Vereine der Umweltbildung, auf die offene Jugendarbeit oder die Erwachsenenbildung.
Die Arbeit gliedert sich in 1. die Definition der Sozialen Gruppenarbeit innerhalb der Ambulanten Erziehungshilfe, 2. die Beschreibung der Wildnispädagogik, darin die Auseinandersetzung mit den Begriffen "Umwelt", "Natur" und "Wildnis", 3. die Verbindung von Umweltbildung mit Persönlichkeitsentwicklung in der Gruppenarbeit durch das Medium Wildnis und schließlich 4. die konkrete Ausarbeitung eines Handlungsplans nach dem wildnispädagogischen Ansatz.
Die speziellen Ziele der Sozialen Gruppenarbeit, als Handlungsfeld Sozialer Arbeit, sind die Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensproblemen älterer Kinder und von Jugendlichen durch soziales Lernen (§29 SGB VIII). Für das wildnispädagogische Programm wurden in Bezug dazu folgende konzeptionellen Ziele entwickelt, auf denen der Handlungsplan basiert:
1. Die Kinder und Jugendlichen entwickeln ein "Wir"-Gefühl, das sie dazu bewegt, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Sie fühlen sich als Teil der Gruppe und bringen sich ein. Sie haben positive Erfahrungen in der Gruppe und erkennen den Wert und die Kraft der Gemeinschaft.
2. Sie erkennen durch die Herausforderungen, denen sie in der Wildnis begegnen, ihre Stärken, sie spüren ihre Selbstwirksamkeit und Gestaltungsmacht. In den Aufgaben, die sich ihnen stellen, üben sie lösungsorientiertes Denken und bekommen Team-Erfahrung.
3. Sie entwickeln die eigene Persönlichkeit entlang der Werte eines friedfertigen und respektvollen Miteinanders - in der Reflektion ihres Verhaltens in der Gruppe, durch eigene Erfolgserlebnisse und positive gemeinsame Erfahrungen.
4. Durch Sinneserfahrungen und das Erlernen praktischer Fertigkeiten in der Natur entwickeln sie ein gutes Körpergefühl, ihre Sinne werden geschärft.
5. Sie kommen mit der Natur in Kontakt und entwickeln ein Gefühl der Verbundenheit. Sie gewinnen Achtsamkeit und eine Wahrnehmung für das, was sie umgibt, sowie Wissen über die natürlichen Zusammenhänge und ein Verantwortungsgefühl für das Schützenswerte daran.
Die Ziele der Wildnispädagogik sind in weiten Teilen mit denen der Sozialen Gruppenarbeit kongruent. Es geht darin um Persönlichkeitsentwicklung und die positive Erfahrung von Gemeinschaft. Hinzu kommen die Komponenten der Umweltbildung und Naturerfahrung, in denen das Potential liegt, Respekt vor sich, den Anderen und der Umwelt zu lehren, und eine "Weltzugehörigkeit" zu vermitteln.