Staatsexamen, Höheres Lehramt an Gymnasien Musik und Evangelische Religion, 117 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Intime Beziehungen zwischen Schüler*innen und Lehrkräfte gehören zum Schulalltag vieler Schüler*innen in Ghana. Öffentlich werden diese jedoch kaum thematisiert. In dieser Arbeit werden intime Lehrkräfte-Schüler*innen-Beziehungen aus Sicht ehemaliger Schüler*innen, die eine Beziehung mit einer Lehrkraft geführt haben, qualitativ und explorativ untersucht. Dafür wurden offene Leitfadeninterviews mit sechs jungen Ghanaerinnen und Ghanaern aus südlichen Regionen Ghanas geführt und aus den Rohdaten mittels der Grounded Theory Methode Hypothesen entwickelt. Den Ergebnissen dieser empirischen Forschung nach werden intime Beziehungen zwischen männlichen Lehrern und weiblichen Schülerinnen als Normalität in Senior High Schools in Ghana
angesehen. Es handelt sich um transaktionale Beziehungen, innerhalb derer Sex gegen schulische Vorteile und materielle oder finanzielle Güter gehandelt wird. Die Ausgestaltung der intimen Beziehung wird durch den Lehrer dominiert, der aufgrund der Faktoren Alter, Geschlecht und seiner pädagogischen Rolle Einflussmacht ausübt. Schüler*innen bedürfen daher besonderer Anstrengungen, sich gegen die Annäherungsversuche oder Aufforderungen zu sexuellen Handlungen durch Lehrer zu wehren. Bei Widerstand drohen den Schüler*innen Repressalien, schulische Benachteiligung und psychologische Demütigung durch den jeweiligen Lehrer. Den Aussagen der befragten ehemaligen Schüler*innen nach, die selbst intime Beziehungen zu einem Lehrer führten, fühlen sich weibliche Schülerinnen in intimen Beziehungen zu einem Lehrer als Objekt seiner sexuellen Begierde. Die intimen Beziehungen können gravierende physische, psychische und schulische Folgen für die Schülerinnen haben, wie beispielsweise Schulabbruch oder Schwangerschaft. Vielfältige Einflussfaktoren auf unterschiedlichen Ebenen begünstigen diese intimen Beziehungen. Finanziell bedürftige Schüler*innen oder Schüler*innen mit schwachen schulischen Leistungen sind besonders gefährdet, in intime Beziehungen mit Lehrern zu geraten. Schützend kann sich hingegen ein vertrauensvolles Verhältnis der betreffenden Schüler*innen zu ihrer primären Bezugsgruppe, vor allem zu ihren Eltern auswirken.