Widerstand und Solidarität: WUS-Förderpreis 2018 zeichnet wissenschaftliche Arbeit über Solizentrum Lübeck aus

(wus/22.11.2018) Am 16. November 2018 hat der World University Service (WUS) an der Hochschule RheinMain zum dritten Mal den WUS-Förderpreis verliehen. Dieser Preis würdigt als bundesweit einziger herausragende Diplom-, Bachelor- oder Masterarbeiten, die eines der folgenden Themen der Sustainable Development Goals (SDGs) Migration, Flucht, Menschenrecht auf Bildung, Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung zum Gegenstand haben.

In diesem Jahr haben Miriam Bach und John-Martin Preuss mit ihrer an der Philipps-Universität Marburg geschriebenen Masterarbeit „Solizentrum Lübeck. Eine Fallstudie über Widerstand und Solidarität in der Unterstützung von Migration“ die Jury überzeugt. Lübeck wurde im Jahr 2015 zu einem zentralen Knotenpunkt von Migrant/-innen, die auf dem Weg nach Skandinavien waren. Als die Zugverbindungen nach Dänemark von dänischer Seite aus zwischenzeitlich für einen bis mehrere Tage ausgesetzt worden, war die direkte Fährüberfahrt nach Schweden oder Finnland die hindernisärmste Möglichkeit, um weiterzukommen. Daher ‚strandeten‘ zunächst viele Menschen in Lübeck: Innerhalb von 48 Stunden wurde von Lübecker/-innen eine beeindruckende Logistik aufgebaut, die mehr als 15.000 Menschen helfen konnte. Die Logistik umfasste vor allem Zelt- und Bettenaufbau, Versorgung mit Essen, Organisation von Sprachmittler/-innen und medizinische Versorgung. Als Ort dienten zunächst ein selbstverwaltetes Zentrum, in dem sonst Konzerte stattfanden, und später auch ein Haus des Grünflächenamtes, das vom Zentrum saniert wurde. Dabei ging es darum, dass die Menschen in Lübeck nur einen Zwischenstopp machten und schnell auf eines der Schiffe zur Weiterfahrt wollten. Die Tickets wurden von den Geflüchteten selber und von Spendengeldern finanziert.
Frau Bach und Herr Preuss haben das Solizentrum und seine Akteur/-innen als Knoten solidarischen Widerstands in einer aktivistisch-partizipativen Forschung in den Blick genommen. Dabei haben sie abzuleitende Herrschaftsverhältnisse näher betrachtet und untersucht, inwiefern das Solizentrum die Freiheit der Menschen vergrößern konnte. So bot das Solizentrum einen Freiraum, in dem vielen Menschen der Zugang zu materiellen und immateriellen Gütern ermöglicht wurde. Ebenso wurde es zu einem Ort, an dem sich karitatives Helfen in widerständige Solidarität wandeln konnte.

Da alle eingereichten Arbeiten preiswürdig sind, sind sie in einer digitalen Bibliothek des WUS archiviert.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch der Kurzfilm „Wasser ist Leben – PAUL im weltweiten Einsatz“ vorgestellt. PAUL wurde an der Universität Kassel von Prof. Dr. Frechen entwickelt und ist ein tragbarer Wasserfilter, der ohne Chemikalien mit Hilfe eines Membranfilters verunreinigtes Wasser filtert. Die Abkürzung PAUL steht für „Portable Aqua Unit for Lifesaving“. Genutzt wird PAUL vor allem bei Naturkatastrophen, wenn die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gefährdet ist.

Das WUS-Vorstandsmitglied Dr. Bettina Schmidt hat die geplante Konferenz zum 100-jährigen Bestehen des WUS im Mai 2020 vorgestellt. Es wird in Wien, dem Gründungsort des WUS, um die Themen post-secondary education, girl’s education und refugees/migration education gehen. Die Konferenz soll ein buntes und kreatives Diskussionsforum bieten, zu dem alle Interessierten eingeladen sind, sich einzubringen und teilzunehmen.