Grenzenloses Lernen an den Beruflichen Schulen Groß Gerau

Groß Gerau, 13.12.2017 Die Beruflichen Schulen Groß Gerau (BSGG) sind bekannt für ihre internationalen Partnerschaften, beispielsweise mit China oder mit Vietnam. Internationalität gehört schon viele Jahre zum Selbstverständnis der BSGG. Die Verleihung der Auszeichnung zur „WUS-Grenzenlos-Schule“ am letzten Mittwoch war dennoch etwas Besonderes. Schulleiter Martin Gonnermann und Studiendirektorin Sabine Kämpf hatten zu diesem Anlass eingeladen. Die anwesenden Gäste waren der Schulsprecher Aragon Eddleston sowie Lehrkräfte und eine Gruppe interessierter Schülerinnen und Schüler und Thierno Sow, Referent bei „Grenzenlos“. Überreicht wurde die Auszeichnung in Form eines Zertifikats und einer Plakette von Dr. Julia Boger, der Referentin für das Projekt. Mit dieser Auszeichnung macht die BSGG ihr besonderes Engagement im Bereich Globales Lernen sichtbar.

Globales Lernen, das heißt Lernen auf Augenhöhe mit Lernpartner/-innen aus Ländern des Globalen Südens. Dies ist an der BSGG unter anderem im WUS-Projekt „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“[1] möglich. Rund 80 Studierende aus 30 Nationen in Afrika, Asien und Lateinamerika, sind für das Projekt im Einsatz. An berufsbildenden Schulen setzen sie Lehrkooperationen um, die auf dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich „Globale Entwicklung“ basieren, der von der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) herausgegeben wurde.  

Carolin Werner, Doris Wolf und Gabriele Apel, Lehrkräfte an der BSGG, lassen sich bereits seit Sommer 2016 auf „Grenzenlos“ ein. Sie luden Thierno Sow aus Guinea und Kiplimo Kibet aus Kenia, die beide Kunststoffwissenschaften an der Hochschule Darmstadt studieren, zu einer Projektwoche zum Thema „Plastik – Fluch oder Segen?“ ein. Die beiden Referenten regten die Schüler/-innen zum Nachdenken über die Frage „Böse Kunststoffe?“ an. Das Ergebnis überzeugte: „Die Lehrkooperation hat dazu beigetragen, dass die Schüler/-innen Plastik jetzt differenzierter beurteilen“, so Apel rückblickend. „Die meisten Schüler/-innen hatten anfangs eine schlechte Meinung von Plastik und Kunststoff. Erst, als sie hörten, welch wertvollen Beitrag Kunststoffe beispielsweise in der medizinischen Technologie leistet, dachten manche anders über das Thema nach. Wichtig war zu begreifen, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Plastik notwendig ist, damit aus dem Segen kein Fluch wird“.

Die Schülerinnen und Schüler beeindruckt vor allem das hohe Fachwissen der „Grenzenlos“-Referent/-innen. Daneben ist „besonders die Art und Weise, wie uns das Wissen vermittelt wird, spannend“, kommentiert ein Schüler. Denn die Referent/-innen geben ihr Wissen „aus erster Hand“ weiter, wie im Fall der Lehrkooperation zum Thema „Kaffee – Genuss oder Ausbeutung“. Der Philosophie-Promovend, Ankisawi Misganu, berichtete bei dieser Lehrkooperation im Englischunterricht über die unfaire Preispolitik im Kaffeegeschäft mit afrikanischen Ländern und griff dabei auf seine eigenen Erfahrungen aus seinem Heimatland Äthiopien zurück. Die Inhalte dieser besonderen Unterrichtsstunde sind noch lange Zeit später im Gedächtnis der jungen Auszubildenden abrufbar.

Berufsbildende Schulen können weitere Informationen zur Auszeichnung zur „Grenzenlos-Schule“ auf der Projekthomepage einsehen unter www.wusgermany.de/de/auslaenderstudium/grenzenlos  oder anfragen bei Dr. Julia Boger (boger[at]wusgermany.de, 0611/9446051).


[1] „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ ist ein Projekt des World University Service (WUS) und wird gefördert von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaft­liche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und aus Mitteln der Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Der WUS ist eine 1920 gegründete internationale, politisch und konfessionell nicht gebundene Organisation von Studieren­den, Lehrenden und Mitarbeitenden im Bildungssektor. WUS-Deutschland ist eines von weltweit über 50 Komitees, die sich gemeinsam für das Menschenrecht auf Bildung einsetzen.