Hintergründe eines nachhaltigen Textilkonsums von Auszubildenden und Studierenden

Autor: Witbooi, Nina
Jahr: 2017

Bachelorarbeit, Fachbereich Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement, 70 S., dt.

Zusammenfassung:

Die Umsetzung eines nachhaltigen Konsumverhaltens spielt eine wichtige Rolle für die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung. Allein im Bereich Textilien werden jährlich im Durchschnitt 27 kg Kleidung pro Person in Deutschland neu gekauft, dabei sind ca. 40 % aller Textilien im Kleiderschrank ungetragen (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 2015). Das Produkt Kleidung ist von einem Gebrauchsgegenstand zu einem Verbrauchsgegenstand geworden. Oft wird von „Fast Fashion“ gesprochen, da die Modemarken durch eine hohe Anzahl an neuen Designs den Textilmarkt beschleunigen (Industrie- und Handelskammer Nürnberg, 2015). Mit dieser Entwicklung sind auch die damit zusammenhängenden sozialen und ökologischen negativen Folgen gestiegen (Greenpeace, 2015a).
Im Zuge dieser Arbeit wurde deshalb im Genaueren der Textilkonsum untersucht. Als Zielgruppe wurden Auszubildenden und Studierenden aufgrund ihrer Lernbereitschaft, ihres limitierten Budgets und ihrer Verbindung zu Nachhaltigkeit ausgewählt. Mit Hilfe von fünf leitfadengestützten Interviews konnten Faktoren, die einen nachhaltigen Kleidungskonsum bei dieser Personengruppe fördern bzw. verhindern, gesammelt und ergründet werden. Hierzu wurden drei eher nicht nachhaltig und zwei eher nachhaltig konsumierende Probanden befragt. Anschließend wurden auf Basis dieser Ergebnisse Gestaltungsmöglichkeiten für die Bildung für nachhaltige Entwicklung abgeleitet.
Basis der Untersuchungen ist der aktuelle Forschungsstand. Demnach gilt als Voraussetzung für nachhaltige Konsumentscheidungen das Umweltbewusstsein. Dieses selbst führt jedoch noch nicht zu einer nachhaltigen Entscheidung, sondern muss erst zu Umwelteinstellungen werden, die wiederum zu einem Umweltverhalten führen können (Kuckartz, 2008). Gerade zwischen Bewusstsein und Verhalten herrscht eine große Divergenz (Jantke et al. 2016), die die Forschung versucht, zu ergründen. Als weitere Grundlage für die Analyse der Interviews wurden Studien zu der Zielgruppe, wie unter anderem die Jugend-Shell-Studie, die Nachhaltigkeitsstudie des Umweltbundesamtes und Studien von Hurrelmann & Albrecht, herangezogen. Diese waren erforderlich, um die Interviews richtig einzuordnen zu können und die Lebenswelt jedes einzelnen Interviewten besser zu rekonstruieren.
Mit Hilfe der durchgeführten Interviews war es dann möglich, ein detailliertes Bild der Pro-band*innen und ihrer Lebenssituation, über den Bereich Konsum hinaus, zu erhalten. Die Komplexität und die Herausforderungen ihres Alltags, die Hurrelmann und Albrecht (2014) in ihren Werken schon genauer beschrieben haben, wurden deutlich. Folglich sind auch die
Faktoren, die den Konsum der Befragten beeinflussen, vielseitig und miteinander verbunden. Die Divergenz zwischen Wissen und Handeln, die bei allen Interviewten vorhanden ist, kann durch individuelle und von den Proband*innen direkt genannte Faktoren erklärt werden. Aber auch durch Gründe, die auf der allgemeinen Lebenssituation basieren, wird diese be-einflusst.
Eines der größten Hindernisse ist der Aufwand, der mit einem alternativen Konsumverhalten verbunden ist. So ist es sowohl zeit-, als auch arbeitsaufwändig, diese Kleidung zu finden und zu kaufen. Grund hierfür ist vor allem, dass diese nicht präsent genug ist. Auch die aktuelle Lebenssituation wirkt sich negativ aus. Diese bietet nur wenig Kapazitäten, um ein Interesse für nachhaltige Themen zu entwickeln. Zwar kaum ein Hindernis, aber dennoch eng mit dem Leben der Proband*innen verknüpft, ist die Begrenztheit finanzieller Mittel.
Hier kann die BNE stärker helfen, den Aufwand eines nachhaltigen Konsums zu minimieren und durch Präsenz und Informationsmaterial diesen zu erleichtern.
Auch viele Faktoren, die einen nachhaltigen Konsum fördern, wurden von den Interviewten genannt. Aus diesen lassen sich wiederum viele der Gestaltungshinweise für die BNE ab-leiten. Wichtig ist vor allem, den finanziellen Vorteil eines nachhaltigen Kleidungskonsums zu betonen. Aufgrund dieser Komponente können auch Personen zu einem nachhaltigen Konsum bewegt werden, die kaum ein Umweltbewusstsein besitzen. Ein anderer wichtiger Punkt sind die sozialen Diskurse. Diese dienen zur Informationsverbreitung, Erarbeitung von Alternativen und dem Schaffen von allgemeinem Interesse. Zusätzlich gibt es viele ex-terne Aspekte, die das Konsumverhalten beeinflussen. So wirkt es unterstützend, wenn das Elternhaus der jungen Menschen nachhaltig lebt und/oder die Eltern die Entscheidung des Kindes unterstützen. Auch kann der Musikgeschmack einen Einfluss haben, wenn sich die-ser mit der Welt kritisch auseinandersetzt. Als letzten Aspekt ist das Ehrenamt zu nennen. Gerade ein ökologisches Engagement hat einen fördernden Einfluss.
Aus den Ergebnissen lässt sich auch schließen, dass die BNE in der Schule noch stärker verankert werden sollte. Hier sind die vermittelten Inhalte, die bei einem nachhaltigen Kon-sum helfen, gering vorhanden und können somit noch ausgebaut werden. Im späteren Stu-dium oder in der Ausbildung ist der Ansatz einer nachhaltigen Entwicklung nur kaum inte-griert. Gerade in dieser Zeit werden Einstellungen gefestigt und die jungen Erwachsenen haben die Verantwortung für den ersten eigenen Haushalt.
Insgesamt lässt sich erkennen, dass viele Theorien des nachhaltigen Konsums auch auf den Teilbereich des Kleidungskonsums zutreffen. So wird dieser durch verschiedenste Komponenten beeinflusst. Es ist sicher sinnvoll die Forschung zu einem nachhaltigen Kleidungskonsum zu erweitern. Zum einen wird Nachhaltigkeit auch in der Zukunft eine große Rolle spielen und zum anderen zeigen die gewonnenen Ergebnisse deutlich, dass die Rahmenbedingungen und auch die BNE in Bezug auf den Kleidungskonsum verbesserungswürdig sind.


Verwendete Quellen:
Greenpeace e.V.. (2015a). Mode, bewusst! Abgerufen von https://www.greenpeace.de/themen/endlager-umwelt/textilindustrie/mode-bewusst (15.01.2017)
Günther, C., Fischer, C., & Lerm, S. (Eds.). (2000). Initiativen zum Umweltschutz: Vol. 22. Neue Wege zu nachhaltigem Konsumverhalten: Eine Veranstaltung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zur EXPO 2000. Berlin: Schmidt.
Hurrelmann, K., & Albrecht, E. (2014). Die heimlichen Revolutionäre: Wie die Generation Y unsere Welt verändert. Weinheim: Beltz.
Jantke, K., Lottermoser, F., Reinhardt, J., Rothe, D., & Stöver, J. (Eds.). (2016). Nachhaltiger Konsum: Institutionen, Instrumente, Initiativen (1. Auflage). Baden-Baden: Nomos.
Kuckartz, U. (2008). Umweltbewusstsein und Umweltverhalten. Abgerufen von http://www.bpb.de/izpb/8971/umweltbewusstsein-und-umweltverhalten?p=all (27.01.2017)
Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken. (2015). Fast Fashion Definition. Einleitung. Abgerufen von https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/fast_fashion_definition_2012.htm (13.01.2017)
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. (2015). Fast Fashion.