Masterarbeit, Fachbereich Informations- und Kommunikationswissenschaften, 74 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Kapitel 1: Einleitung
Thema der Arbeit ist der langjährige Konflikt in Kolumbien und das im Jahr 2016 unterzeichnete Friedensabkommen zwischen der FARC-Guerilla und der Regierung Juan Manuel Santos. Anhand der soziologischen Kapitaltheorie Pierre Bourdieus werden die Aussagen des Friedensabkommens, die Aussagen einer Organisation für Frauen im ländlichen Raum (Mujeres Rurales Colombianas) und die Aussagen einer Organisation für Afrokolumbianerinnen (AMUAFROC) untersucht. Besagte Organisationen wurden durch Internet-Recherche entdeckt.
Kapitel 2: Die Kapitaltheorie Pierre Bourdieus
In diesem Kapitel wird einführend und um einen grundlegenden theoretischen Rahmen zu liefern die später zum Tragen kommende Kapitaltheorie des Soziologen Pierre Bourdieus erklärt. Es wird auf die grundlegenden Begriffe ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital eingegangen, um diese nachher auf die Situation der Afrokolumbianerinnen anzuwenden. Ökonomisches Kapital sind finanzielle Mittel, kulturelles sind verschiedene Arten der Bildung und soziales sind unsere Netzwerke und Kontakte, sprich unser „Vitamin B“. Laut Bourdieu benötigen wir dieses Kapital, um Erfolg im Leben zu haben. Oftmals ist es aber sehr schwierig, es zu erwerben; vielmehr wird es von der Familie weitergegeben oder die Aneignung des Kapitals durch diese ermöglicht.
Kapitel 3: Frauen in Kolumbien
Das dritte Kapitel widmet sich den Frauen in Kolumbien. Erst wird allgemein ihre historische und aktuelle Position umrissen, bevor dann im Speziellen auf die Lage der Afrokolumbianerinnen und die der Frauen im ländlichen Raum eingegangen wird. Oftmals überschneiden sich diese zwei Gruppen auch. Kolumbianische Frauen erfahren sehr viel Gewalt, im Alltag allgemein und auch im Zuge des Konflikts. Vor allem Frauen auf dem Land waren – oder sind es teils immer noch – sehr stark vom bewaffneten Konflikt betroffen. Afrokolumbianerinnen sehen sich Gewalt, Vertreibung1, Armut, Arbeitslosigkeit und Diskriminierung ausgesetzt. Die Frauen können ihr Leben nicht so leben, wie sie es möchten, da sie vertrieben und eingeschüchtert werden. Gerade in den ländlichen Gebieten, in denen Afrokolumbianerinnen leben (Pazifik- und Karibikküste), war die Guerilla stark vertreten und ging dort auch ihren illegalen Drogengeschäften nach (andere Konfliktparteien aber ebenfalls).
Kapitel 4: Konflikt und Frieden in Kolumbien
Dieses Kapitel widmet sich der Geschichte des Konflikts und des Friedensabkommens. Dabei wird zuerst auf die Geschichte des Konflikts eingegangen, der seinen Ursprung ca. in den 1950er Jahren hat (La Violencia, Bürgerkrieg zwischen Konservativen und Liberalen) und im Laufe aus drei bzw. vier Konfliktparteien bestand: Regierung, Militär (hingen nicht immer zusammen), Paramilitär und verschiedene, teils kommunistische Guerillagruppen. Nicht zu vergessen als großer Einflussfaktor sind auch die USA im Zuge ihres Plan Colombia (internationale Bekämpfung des Kommunismus). Im Zentrum des Konflikts stand die Landfrage (Eigentum) und die Frage nach der gewollten Gesellschaftsordnung. Außerdem wird die Geschichte der FARC umrissen, der Prozess des letztendlich erfolgreichen Friedensabkommens beschrieben, auf vorherige Friedensunternehmungen eingegangen und zu guter Letzt die Rolle der Frauen in diesem Prozess beleuchtet. Einige Frauen waren als Kämpferinnen aktiv, teils machten sie sogar 50% aus, bspw. bei den FARC. Andere Frauen haben sich seit jeher für den Frieden eingesetzt.
Kapitel 5: Anwendung der Kapitaltheorie Bourdieus auf konkrete Beispiele: Methode und Hypothese
Hier wird die Methode erklärt – um die Situation der Afrokolumbianerinnen angemessen darstellen zu können, werden das Friedensabkommen und Dokumente von Mujeres Rurales Colombianas und AMUAFROC auf das ökonomische, kulturelle und soziale Kapital hin untersucht. Dabei wird analysiert, inwieweit die oben beschriebenen Dokumente diese Grundbegriffe aufgreifen und versuchen, die jeweilige Kapitalsituation der Frauen zu verbessern (sprich mehr Zugang zu finanziellen Mitteln, Bildung und gesellschaftlichen Netzwerken). Die Hypothese lautet, dass die jeweiligen Dokumente die drei Kapitalarten nicht sonderlich in den Fokus rücken, vor allem, was das soziale Kapital in Bezug auf das Friedensabkommen anbelangt. Das ist der Tatsache geschuldet, dass es bei diesen Frauen oftmals ums blanke Überleben geht oder darum, an einem Ort leben und arbeiten zu können. Dinge wie Geld, Bildung und soziale Kontakte sind dabei sicherlich auch hilfreich, im ersten Moment jedoch zweitrangig. (Aber: Mit Geld, Bildung und sozialen Kontakten geht es Menschen generell besser und sie haben mehr Möglichkeiten.)
Kapitel 6: Das Kapital der Frauen in Kolumbien: Analyse und Diskussion
Im Kapitel sechs wird nun das Kapital der Frauen in Kolumbien analysiert. Es werden verschiedene Kapitel des Friedensabkommens und Dokumente besagter Organisationen beleuchtet und dabei erörtert, inwiefern sie die Kapitalsituation der Frauen ansprechen und zu verbessern versuchen. Gerade das Friedensabkommen greift die konkrete Kapitalsituation der Frauen und deren Verbesserung weniger auf, sondern verliert sich in theoretischen Formulierungen, die einen guten Rahmen bilden, aber nur etwas bewirken, wenn die angestrebten Projekte auch tatsächlich so umgesetzt werden (was bekanntermaßen nicht immer der Fall ist). Die Mujeres Rurales Colombianas greifen in einigen Dokumenten und Aktionen die Kapitalsituation der Frauen im ländlichen Raum auf und versuchen, diese anzuheben. Das Herzstück des Kapitels bildet die Analyse eines Texts von der Homepage der Organisation AMUAFROC über verschiedene Arten der Gewalt gegen Afrokolumbianerinnen. Hier wird deutlich, welchen Formen der Gewalt die Frauen ausgesetzt sind und es werden konkrete Lösungsvorschläge und Forderungen an die Gesellschaft und Politik gerichtet. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass vor allem das Abkommen nicht konkret die Kapitalsituation der Frauen im Blick hat, dass aber die beiden Organisationen gute Lösungsansätze bereitstellen. Es ist bereits einiges auf den Weg gebracht worden, es bedarf jedoch noch viel mehr Einsatzes.
Kapitel 7: Fazit und Ausblick
Im letzten Kapitel wird ein Fazit gezogen – es gibt bereits gute Ideen und auch Taten, um die ökonomische, kulturelle und soziale Kapitalsituation sowohl der Frauen im ländlichen Raum als auch der Afrokolumbianerinnen zu verbessern – dennoch bleibt noch viel zu tun. Das Friedensabkommen zwischen den FARC und der Regierung wurde unterzeichnet, allerdings gibt es weiterhin andere Guerillagruppen, die noch keinem Friedensvertrag zugestimmt und ihre Waffen noch nicht niedergelegt haben. Hinzu kommt, dass man nur hoffen kann, dass sich die Geschichte nicht wiederholt, denn Teilkapitel des Friedensabkommens und erlassene Generalamnestien für Streitkräfte, Paramilitär und Guerilla könnten zu Unmut in der Bevölkerung führen. Auch zeichnete sich Ende 2017 bereits ab, dass die Umsetzung einiger Gesetze schleppend verlaufen würde und die Wiedereingliederung der ehemaligen Kämpfer in die Gesellschaft und Arbeitswelt ebenfalls nicht immer funktioniert, woraufhin sich einige von ihnen wieder anderen, teils neu entstandenen Gruppen anschließen. Außerdem ist in Kolumbien das stetige Risiko vorhanden, dass erneut ein konservativer Hardliner aus dem Uribe-Lager (vorheriger Präsident) an die Macht kommt, der das Abkommen für nichtig erklären und wieder einen anderen Kurs einschlagen könnte: Konfrontation statt Versöhnung. Es bleibt weiterhin zu beobachten, was in Kolumbien geschieht.