Eine Reise durch drei Vegetationszonen der Erde-Konzeption eines audiovisuellen Vegetationsökologie-Lehrpfades durch den Botanischen Garten Jena unter dem Aspekt der Bildung für nachhaltige Entwicklung

Autor: Brüstel, Julia
Jahr: 2019

Examensarbeit, Fachbereich Biologie/Lehramt an Gymnasien, 94 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

Die Arbeit beschäftigt sich mit der theoretischen und praktischen Konzeption eines audiovisuellen Lehrpfades zum Thema „Vegetationsökologie“ durch den Botanischen Garten von Jena. Hierbei sollten innerhalb von drei Gebieten des Botanischen Gartens (Sukkulentenhaus, Tropenhaus und Alpinum) nicht nur lehrplanrelevante Informationen zu (vegetations-) ökologischen Inhalten vermittelt werden, sondern auch Kernthemen der Bildung für nachhaltige Entwicklung integriert werden. Der Lehrpfad sollte zudem ein möglichst breites Publikum ansprechen.

Zu Beginn der Arbeit stellten sich dazu verschiedene Anforderungen, die es bei der Konzeption zu berücksichtigen galt:

1. Ein außerschulisches Bildungsangebot sollte geschaffen werden, welches eine Brücke zwischen Schulen und dem außerschulischen Lernstandort des Botanischen Gartens Jena schlägt.

Der botanische Garten wird in der vorliegenden Arbeit als außerschulischer Lernstandort mit sehr verschiedenen Bildungsmodalitäten charakterisiert. Der positive Einfluss eines solchen außerschulischen Lernortes auf die Lernmotivation der SchülerInnen sowie die biologische Allgemeinbildung werden des Weiteren hervorgehoben. Es stellt sich jedoch heraus, dass es verschiedene Hindernisse gibt, welche außerschulisches Lernen beeinträchtigen. Einige der genannten Hindernisse können auch von Seiten des außerschulischen Bildungspartners angegangen werden.

2. Das neue Bildungsangebot sollte somit einen Lernaufenthalt mit einem geringen finanziellen und zeitlichen Aufwand ermöglichen.

Der zeitliche Aufwand der Lehrenden für die Vorbereitung des Lernaufenthalts kann durch verschiedene Informationsmöglichkeiten (Flyer, Webseite des Botanischen Gartens) in Grenzen gehalten werden. Für die Planung der Aufenthaltsdauer wurde die Nutzungsdauer für den Besuch eines, zweier oder dreier Gebiete mit groben Schätzwerten berechnet, da Schulklassen meist einen engen zeitlichen Rahmen einhalten müssen. Die Nutzung eigener mobiler Endgeräte (BYOD - „bring your own device“) ermöglicht zudem eine Kostenersparnis.

3. Das Angebot ist für Schulklassen der Jahrgangsstufen 9 und 10 konzipiert, kann aber gleichermaßen der regulären Besucherschaft zur Verfügung gestellt werden. SchülerInnen und BesucherInnen mit Hör-, Seh- oder Bewegungsbeeinträchtigungen können das Bildungsangebot ebenso nutzen.

Die Führung besitzt daher einen modularen Charakter. Sie ist zwar als Lehrpfad mit aufeinanderfolgenden Stationen konzipiert, aber die einzelnen Pflanzentexte stehen für sich und ermöglichen den Besuchenden ein spontanes und informelles Bildungserlebnis. Im Sinne der Erweiterbarkeit ist die Führung zudem als flexibles und anpassbares Lernangebot gestaltet. So kann besser auf die unterschiedlichen Interessen der jeweiligen BesucherInnen eingegangen werden.

4. Der mediale Charakter der Führung soll sich an einer großen Zielgruppe orientieren.

Die ausgewählten vegetationsökologischen Inhalte richten sich daher an den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der angesprochenen Altersklassen und Bildungskontexte aus. Die Inhalte werden durch eine gestaltungsorientierte Mediendidaktik vermittelt. Im Sinne unterschiedlicher Lernvoraussetzungen wird die Umsetzung einer inklusiven Bildung angestrebt. Mittels BYOD können die Inhalte durch das Einscannen von QR-Codes an den jeweiligen Hörstationen über das eigene mobile Endgerät wiedergegeben werden. Da die Lehrpfad-Gestaltung zudem auf dem Zwei-Sinne-Prinzip basiert, konnte das Ziel, eine große Zielgruppe anzusprechen, weitestgehend erreicht werden.

5. Die Bildungsinhalte streben einen engen Verbund mit den Thüringer Lehrplänen, den ländergemeinsamen Bildungsstandards im Fach Biologie und innerhalb der BNE mit den Kernthemen ökologischer Nachhaltigkeit und dem Lernbereich Globale Entwicklung an.

Die Vegetationsökologie wird zunächst im Themenbereich „Organismen in ihrer Umwelt“ verortet, welcher sich in den Thüringer Lehrplänen der Sekundarstufe I befindet. In der vorliegenden Arbeit werden die lehrplanrelevanten Kompetenzen in diesem Themengebiet aufgeführt. Sie werden weiterhin in die Konzeption der Audioguidetexte eingebunden. Damit bilden die Hörtexte eine geeignete Grundlage für zukünftige Begleitmaterialien. Die Thematisierungsaspekte der ökologischen Nachhaltigkeit finden ebenso eine unmittelbare Umsetzung in den Hörtexten des Sukkulentenhauses. Die fachbezogenen Kompetenzen im naturwissenschaftlichen Bereich des Lernbereichs Globale Entwicklung bieten ein zusätzliches Kompetenzraster und ergänzen in der Konzeption der Hörtexte die lehrplanrelevanten Kompetenzen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass zahlreiche Themen bei der Konzeption Berücksichtigung fanden. Einige davon bekamen einen höheren Stellenwert, als zu Beginn zu erwarten war. Hierzu zählt z.B. das Thema Inklusion, welches im Lernbereich Globale Bildung eingebettet ist. Der Audioguide ist zugänglich für eine große Zielgruppe (Schüler der Klassenstufe 9 und 10 und erwachsene Besucher, aber auch Hör-, Seh- und Bewegungsbeeinträchtigte). Für blinde Besucher eignet sich der Text jedoch nur bedingt, da sich die Handlungsaufforderungen sowie die Objekt- und Umgebungsbeschreibung zu stark an (rest-)sehende Besucher richten. Auch Schüler mit einem Förderbedarf im Bereich Lernen, Sprache oder geistige Entwicklung benötigen einen Text, der ihren Lernvoraussetzungen in besonderem Maße entspricht.

Einige Zielstellungen des Konzepts können daher erst durch eine Erweiterung des Audioguides erreicht werden. Der Audioguide wird in seiner jetzigen Form zwar noch nicht allen Lernenden gerecht, kann aber als ein Kristallisationspunkt betrachtet werden, der im Sinne einer „Bildung für alle“ durch zusätzliche Bildungsangebote und Begleitmaterialien erweitert und an verschiedene Lernvoraussetzungen angepasst werden kann. Bei der Erweiterung des Bildungsangebots sollte zur flexiblen Gestaltung der Lernwege und Anpassung an die Lernenden den digitalen Medien eine besondere Rolle zuteilwerden.