Bachelorarbeit, Fachbereich Erziehungswissenschaft, 36 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
In der vorliegenden Bachelorarbeit wird ein Konzept sozialpädagogischer Demokratiebildung auf seine demokratietheoretischen Wurzeln geprüft. Die sozialpädagogische Institution ist dabei die Kindertagesstätte. Die untersuchten Interaktionen sind jene zwischen Kindern, Fachkräften, Eltern und der kommunalen Öffentlichkeit.
Es wird mittels des theoretischen Rückgriffs auf John Deweys Demokratietheorie analysiert, ob das Konzept „Die Kinderstube der Demokratie“ theoretisch wie auch praktisch der Demokratietheorie Deweys gerecht wird. In dem genannten Konzept spielen die Grundbegriffe Deweys Demokratietheorie (Regierungsform, Lebensform) eine kategorisierende und auch legitimierende Rolle, was eine genaue Untersuchung von Deweys Philosophie nötig macht. Dafür wird zunächst anhand Deweys Entwicklungsbegriff dargestellt, inwiefern er sich in seiner Theorie von reformpädagogischen Zeitgenossen unterschied. Dann wird der Erfahrungsbegriff mit Blick auf Deweys Erziehungstheorie erläutert und inwiefern eine daraus abgeleitete Demokratietheorie über das Individuum hinaus eine Analyse der Eigenarten einer Gesellschaft bedarf. Dabei stellen sich bestimmte Normen heraus, die den Erfahrungsaustausch innerhalb einer Gesellschaft bewerten und anhand derer Dewey eine historische Analyse vergangener Gesellschaften seit der Antike gemacht hat. Letztlich wird Deweys Öffentlichkeitsbegriff, mit dem sich auch eine positive Vorstellung einer demokratischen Regierungsform verbindet, vorgestellt.
Die Vorstellung des Konzepts „Die Kinderstube der Demokratie“ erfolgt mit spezifischem Blick auf die theoretische Einordnung demokratischer Interaktionen und Institutionsverhältnisse und unter der Zunahme des Forschungsprojekts „DeiKi“.
Die empirisch untersuchten Gegenstände lauten auf theoretischer Ebene Demokratie Lebensform und Regierungsform und auf praktischer Ebene Partizipation, Partizipationsprojekte, Kita-Verfassung und dialogische Kommunikation.
In einem kurzen Exkurs in die Theorie des Kommunikativen Handelns (Jürgen Habermas), werden die Schnittpunkte der pragmatischen Demokratietheorie und der kommunikativen Demokratietheorie verdeutlicht. Dies ist nötig, da alle genannten sozialpädagogischen Demokratiekonzepte Dewey zwar als Bezugsautor verwenden, in ihrer konsequenten theoretischen Entfaltung Demokratie jedoch sprachpragmatisch legitimieren und sie damit als universelle Größe darstellen (Universalpragmatik).
Letztlich wird festgestellt, dass das Konzept „Die Kinderstube der Demokratie“ Dewey nur axiomatisch verwendet und dem Kern der pragmatischen Philosophie – Erfahrung – auf theoretischer Ebene nicht gerecht wird. Im Rückgriff auf einer dialektischen Demokratiedidaktik, die das Sein demokratischer Binnenverhältnisse zunächst im Werden verortet (Hegel), werden jedoch in den Interaktionen der untersuchte Kindertageseinrichtungen Keimformen kommunikativ-demokratische Binnenverhältnisse identifiziert.