Masterarbeit, Fachbereich Umweltplanung, 141 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Das Wissen über den Wald sowie das Bewusstsein über seinen Schutz ist heute vor allem aufgrund des Klimawandels sowie weiterer globaler Herausforderungen von großer Bedeutung. Mithilfe der Waldpädagogik soll genau dieses Wissen vermittelt und gleichzeitig das ursprüngliche Mensch-Wald-Verhältnis wiederhergestellt werden. Dadurch wird auch der Naturentfremdung von Kindern, die besonders in Großstädten zu spüren ist, entgegengewirkt. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sollen dabei nachhaltige Handlungsweisen sowie ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur erlernt werden.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung sowie die aktuelle Situation der waldpädagogischen Angebote in der Region Hannover zu analysieren. Dabei wird ein Fokus auf die Implementierung der Bildung für nachhaltige Entwicklung gelegt, um aus dem herausgearbeiteten Verbesserungsbedarf eine Handlungsempfehlung abzuleiten, welche die aktuelle Situation optimieren soll. In der Arbeit werden relevante Begrifflichkeiten und Themen erläutert sowie die Konzeption und die Entwicklung der vorhandenen waldpädagogischen Einrichtungen in der Region Hannover beschrieben. Anschließend werden diese Angebote analysiert, wobei auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede eingegangen und insbesondere die Implementierung der BNE bewertet wird. Es folgt eine Handlungsempfehlung zur Verbesserung der waldpädagogischen Angebote mit einer zusätzlichen Betrachtung von möglichen Umsetzungsschwierigkeiten. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einer kritischen Diskussion zu den Inhalten sowie zu der Methodik. Die Erarbeitung bestand aus vier methodischen Schritten. Als Grundlage für die Vorstellung der Einrichtungen, der Untersuchung ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie für die Analyse der Bildung für nachhaltige Entwicklung wurden, neben einer Literaturrecherche, Experteninterviews mit Mitarbeitenden der Einrichtungen geführt. Zu der BNE-Analyse wurde zudem ein eigens entwickelter Kriterienkatalog hinzugezogen, anhand dessen die Umsetzung der BNE in jeder Einrichtung beurteilt wurde. Aus den Ergebnissen des Vergleiches sowie der BNE-Analyse erschloss sich die Handlungsempfehlung, deren Umsetzbarkeit durch erneute Interviews überprüft wurde.
Ergebnisse
Das Angebot an waldpädagogischen Einrichtungen in der Region Hannover ist aufgrund der verschiedenen Arten von Institutionen, deren Auswahl und Umsetzung von Aktivitäten sowie den angesprochenen Zielgruppen bereits vielfältig. Zu den Einrichtungen mit eigenem Gelände gehören der Kinderwald, die Waldstation und das Schulbiologiezentrum, hinzukommen das Waldpädagogikzentrum Hannover-Hildesheim sowie das Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro als Einrichtungen ohne Gelände. Zudem gibt es einen Schulwald und einen Waldkindergarten sowie einen frei zugänglichen Walderlebnis- und Waldlehrpfad. Es ist zu beachten, dass alle Einrichtungen zusammen Veranstaltungen für nur knapp 10% der Kinder und Jugendlichen aus der Region Hannover anbieten können. Die Bildung nachhaltiger Entwicklung wird dabei überall zumindest in Teilen umgesetzt. Das Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro erfüllt die in dieser Arbeit verwendeten BNE-Kriterien bereits fast zu 90%, der Waldkindergarten und der Kinderwald immerhin zu etwas mehr als 80%. Zwischen 73% und 75% der Kriterien werden von demSchulwald, dem Schulbiologiezentrum sowie dem Waldpädagogikzentrum erfüllt, die Waldstation erfüllt 63% der BNE-Kriterien.Die Teilnehmenden sollen durch eine handlungsorientierte und möglichst lebensweltbezogene Vermittlung an den Wald sowie den damit zusammenhängenden Themen herangeführt werden. Dafür werden vielfältige Methoden wie die Selbsterfahrung und vorrangig Naturmaterialien eingesetzt.Ein primäres Problem wurde in der Bereitstellung von ausreichend Ressourcen von Seiten der Kommunalpolitik erkannt, sodass bis jetzt nicht allen Kindern Veranstaltungen angeboten werden können und die Bildung für nachhaltige Entwicklung nicht in vollem Umfang miteingegliedert wird.Handlungsbedarf wurde somit vorrangig in der Akzeptanz der Notwendigkeit von BNE in der Kommunalpolitik herausgestellt, um Geld und Personal in ausreichendem Maße bereitzustellen. Für eine ganzheitliche Implementierung ist außerdem eine umfangreiche Bewusstseinsschaffung über die Notwendigkeit von BNE bei den Mitarbeiter/-innen sowie in der Gesellschaft unumgänglich.In den Einrichtungen liegen die Schwächen im Ausbau von Kooperationen und Netzwerken, der Schaffung von längeren Angeboten mit einer Kontinuität, der Qualitätssicherung sowie der stärkeren Einbindung von Schulen. Es wird den Einrichtungen empfohlen, gezielt an den Stellen nachzubessern, an denen Probleme erkannt wurden und dabei einen besonderen Fokus auf die Einbindung der Bildungfür nachhaltige Entwicklung zu legen.
Aufgrund der heutigen Herausforderungen wie dem Klimawandel und dem u.a. daraus resultierenden Waldsterben ist das Bewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung sowie das Wissen über dementsprechende Handlungsweisen grundlegend. So können Beiträge zur Umsetzung der Sustainable Development Goals der Agenda 2030 geleistet werden, wodurch die Folgen des Klimawandels abgemildert werden können. Auch die Naturentfremdung der Kinder und damit zusammenhängende Entwicklungsprobleme von diesen machen Naturaufenthalte notwendig. Mit einer gut strukturierten, auf BNE ausgelegten Waldpädagogik kann diesen Problemen entgegengewirkt werden und damit nicht nur zu einem Erhalt des Waldes und seiner Funktion als Kohlendioxidsenke, sondern zu einem würdigen Leben der nachfolgenden Generationen beigetragen werden.