Digitales Storytelling

Autor: Wehrlin, Sarah
Jahr: 2020

Masterarbeit, Fachbereich Kommunikationsdesign, Interaktives Informationsdesign, 37 Seiten, dt.

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Zusammenfassung:

In der Masterthesis sollen auf die thematischen Leitfragen „Wie können wissenschaftliche und journalistische Inhalte durch digitales Storytelling vermittelt werden und wie hängen Inhalt und Medium zusammen?“ eingegangen und diese schließlich beantwortet werden.

Daher soll zuerst definiert werden, was unter „Storytelling“ innerhalb dieser Arbeit zu verstehen ist. Storytelling beschreibt die Vermittlung von Wissen durch das Erzählen von Fakten.

Somit entsteht eine Symbiose aus dem trockenen und auf Fakten basierten Bericht und der emotionalen und fiktiven Erzählung. Ein neuer Zugang wird durch Storytelling geschaffen, um Wissen zu vermitteln. Die zugrunde liegenden Fakten werden hierbei durch den Einsatz visueller, auditiver oder interaktiver Elemente angereichert. Studien und die Analyse dieser Arbeit haben gezeigt, dass durch das Erzählen von Geschichten, Informationen besser und langfristiger verstanden werden, wenn wir sie mit Erfahrungen und Emotionen verbinden. Auf diese Grundlage bezieht sich auch das Format Storytelling und lässt den Nutzer oder die Nutzerin diese Erfahrungen und Emotionen spüren, ohne das Szenario selbst erlebt zu haben.

Der Fokus dieser Masterthesis liegt auf der Analyse der digitalen und visuellen Berichterstattung. Untersuchungsgegenstand stellen hierbei zwei unterschiedliche Arbeiten dar. Zum einen wird auf den Klassiker unter den Multimedia Reportagen eingegangen: „Snow Fall: The Avalanche at Tunnel Creek“, welcher als Vorreiter gilt und 2013 in der New York Times erschien. Dabei wird der Fokus der Untersuchung auf die Dramaturgie des Berichts gesetzt. Zum anderen wird die interaktive Webseite zu „70 Jahre Bundestag“ untersucht, welche 2019 bei Zeit Online veröffentlicht wurde. Ein besonderer Schwerpunkt soll hierbei auf die Analyse der Vermittlung des Inhalts gelegt werden, wie auch auf visuelle Elemente, wie zum Beispiel Informationsgrafiken. An diesen zwei Beispielen soll die Wirkung von digitalem Storytelling näher beleuchtet werden und mit welchen Methoden und Herangehensweisen digitales Storytelling eingesetzt werden kann.

Am Beispiel der multimedialen Reportage „Snow Fall“ über das Lawinenunglück in Seattle lässt sich erkennen, dass durch eine gelungene Dramaturgie, der Benutzer emotionalisiert wird und sich besser in die Situation hineinversetzen kann. Bei der Erzählweise einer solchen Geschichte muss es sich nicht um einen klassischen Dramenaufbau handeln. Wichtig sind bei der Vermittlung, dass der Großteil der Informationen implizit vermittelt wird und eine überzeugende Handlung mit einem roten Faden existiert. Auch Informationsgrafiken spielen eine wichtige Rolle. Im Beispiel des interaktiven Artikels zu „70 Jahre Bundestag“ wird seriös und anschaulich erklärt, was die Aufzeichnungen aus 70 Jahren Bundestagsgesprächen und Debatten uns aufzeigen können. Ein wichtiger Punkt, um Informationen bestmöglich zu vermitteln ist Interaktivität, Animation und Partizipation. Denn so kann der Nutzer sich besser in die Lage versetzen und das Geschehnis kann simuliert werden. Über verschiedene Modifikationen und Selektionsmöglichkeiten erlaubt es interaktives Erzählen, Inhalte zu fokussieren und auf die Interessen des Nutzers zuzuschneiden. Dabei schließt ein sinnvolles interaktives Erzählen die Überschreitung und/oder Verbindung medialer Grenzen ein.

Durch die Digitalisierung und neu aufkommende Medien und Kommunikationskanäle, kann die Informationsvermittlung von den technischen Veränderungen profitieren und es ergeben sich neue Möglichkeiten, Inhalte medienübergreifend zu gestalten. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie crossmediale Formate einen Mehrwert für die Informationsvermittlung schaffen können. Viele Medienhäuser richten ihre Medien neu aus und ein digitales Angebot spielt eine immer wichtiger werdende Rolle. Das Beispiel der Tagesschau zeigt, dass bereits darauf geachtet wird, Inhalte auf verschiedenen Endgeräten anzubieten. Webseiten sind „responsive“ und lassen sich sowohl auf großen Monitoren, wie auch auf dem Smartphone öffnen. Aber nicht nur die technische Bedienbarkeit ist wichtig, sondern auch die Anpassung der Inhalte und die User Experience. Knapp 60% der Internetzugriffe auf journalistische Seiten gehen vom Smartphone aus, mit steigender Tendenz. Daher muss hierauf besonders Wert gelegt werden, den Nutzern ein passendes Erlebnis zur Verfügung zu stellen. Im Vergleich zum Nachrichten lesen in der Zeitung oder digital am Computer, ist bei der mobilen Version weniger Zeit beim Leser vorhanden. Es sind also kurze Informationseinheiten notwendig, welche den Nutzer aufgrund der Nutzungssituation nicht überfordern. So kann von unterwegs mittels der App auf zusammengefasste Inhalte zugegriffen werden, während am Computer ein ausführliches Informieren an erster Stelle steht.

Allerdings finden sich meist die gleichen Inhalte auf allen Kanälen. Es kommt zu einer Dopplung, welche keinen inhaltlichen Mehrwert enthält, wenn der Nutzer mehrere Medien der Tagesschau nutzt. Diese Verteilung und Verknüpfung der Inhalte auf die verschiedenen Medien nennt sich Cross Media. Doch am Beispiel der Tagesschau zeigt sich, dass diese Aufbereitung noch nicht ausreichend stattfindet.

An den Beispielen „Snow Fall“ und „70 Jahre Bundestag“ zeigt sich das Potential von gut aufbereitetem Journalismus. Gepaart mit einem crossmedialen Konzept könnte ein Thema nach der Ausstrahlung nicht mehr so schnell verlaufen, sondern könnte digital weitergeführt und ausgebaut werden. Dieses Vorhaben zeigt sich als besonders relevant, um eine junge Zielgruppe zu erreichen und nachhaltiges Lernen zu fördern. Denn die Art und Weise sich zu informieren wandelt sich und Social Media spielt eine immer wichtiger werdende Rolle. Der letzte Teil der Masterthesis befasst sich mit der neuen Rolle des Journalisten bzw. der Journalistin. Auch der Journalismus und die Art, wie Informationen vermittelt und gestaltet werden, sind von diesen technischen Veränderungen betroffen. Für den Journalismus bedeutet das, vermehrt geeignete Themen crossmedial aufzubereiten und die sozialen Medien mit einzubinden und ein umfassendes Gesamtkonzept zu entwickeln. So kann ein attraktives Angebot geschaffen werden, um zunehmend junge Menschen mit journalistischen Themen effektiv zu erreichen.