Mithilfe von Achtsamkeit Ernährungsgewohnheiten nachhaltiger gestalten. Die Entwicklung eines Seminarkonzepts unter Berücksichtigung von Experten-interviews

Autor: Wiemker, Anna
Jahr: 2020

Bachelorarbeit, Fachbereich Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, 122 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

Ausgehend von der Hypothese, dass das Üben von Achtsamkeitspraktiken bei einer Verhaltensänderung unterstützend wirksam sein kann, wurde im Rahmen der vorliegenden Bachelorarbeit im Fach Ökotrophologie ein Seminarkonzept für Studierende entwickelt. Die zentrale Frage der Arbeit ist, wie dieses Konzept gestaltet sein muss, um Studierende dazu zu motivieren und zu befähigen, ihr Ernährungsverhalten kritisch zu reflektieren, Achtsamkeitspraktiken in ihren Alltag zu integrieren und ihre Ernährungsgewohnheiten langfristig nachhaltiger zu gestalten.

Angesichts aktueller globaler Herausforderungen wie z. B. des zunehmend stärker fortschreitenden Klimawandels und der wachsenden sozialen Ungleichheiten erscheint eine nachhaltige Entwicklung der Weltgemeinschaft unerlässlich. Aufgrund der vielfältigen negativen Auswirkungen der Lebensmittelproduktion wird eine umfassende Transformation des Ernährungs-sektors als notwendig angesehen. Dies nicht nur vor dem Hintergrund des fortschreitenden gesellschaftlichen Wandels im Sinne des Nachhaltigkeits-Leitbildes, sondern auch bedingt durch die pandemisch sich ausbreitenden gesundheitlichen Probleme, die durch die heutige Ernährung zumindest (mit)verursacht sind.

Die Herausbildung des Nachhaltigkeitsleitbildes im Zeitverlauf wird daher zunächst anhand ausgewählter Berichte, politischer Abkommen und Konferenzen von globaler Bedeutung nach-gezeichnet. Die zentralen Begriffe Nachhaltigkeit und Nachhaltige Entwicklung werden definiert und das Konzept der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) wird eingeführt. Im Zuge dieser Darstellung wird eine Einordnung des Themenfeldes Ernährung in den Kontext einer nachhaltigen Entwicklung vorgenommen, um daran anschließend ausgewählte Konzepte einer nachhaltigen Ernährung zu charakterisieren. Beschrieben werden die Vollwert-Ernährung sowie die fünf Dimensionen nachhaltiger Ernährung als Weiterentwicklung dieses Konzepts, die Planetary Health Diet (PHD) und die aktuellen Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) unter Berücksichtigung ihrer Nachhaltigkeitsbezüge. An-schließend wird die aktuelle Datenlage zur Ernährungssituation in Deutschland skizziert und herausgestellt, dass diese sich als zu wenig pflanzenbetont charakterisieren lässt. Diese Situation steht im Widerspruch zu Ergebnissen repräsentativer Befragungen, die weiten Teilen der deutschen Bevölkerung das Bewusstsein darüber zuschreiben, die Notwendigkeit einer nach-haltigen Entwicklung zu kennen. Einen zentralen Ansatzpunkt zur Veränderung des Essalltags in Richtung nachhaltige Ernährung stellen Angebote und Maßnahmen der Ernährungsbildung dar. Durch sie kann die Motivation für eine nachhaltige, hauptsächlich pflanzenbasierte Ernährungsweise bei Verbraucher*innen gefördert werden. Vor diesem Hintergrund werden unter besonderer Berücksichtigung des Themenfeldes Ernährung ausgewählte wissenschaftlich belegte Auswirkungen der Achtsamkeit auf das menschliche Verhalten dargestellt. Wenngleich ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Praktizieren von Achtsamkeit und der zielgerichteten Veränderung bestimmter Verhaltensweisen durch Untersuchungen nicht direkt nachweisbar ist, kann angenommen werden, dass das Üben von Achtsamkeitspraktiken unterstützend wirksam sein kann. Durch ein verbessertes Körper-Gewahrsein sowie die Fähigkeit, kognitive und emotionale innere Vorgänge nicht-wertend zu beobachten, kann das Bewusstsein im Hinblick auf eigene Bedürfnisse und handlungsleitende Werte geschärft werden. Im Rahmen dieser Selbstreflexion können Veränderungsprozesse in Gang gesetzt werden.

Der methodische Teil der Arbeit beschreibt die Erarbeitung des Seminarkonzepts und widmet sich zur Beantwortung der Forschungsfrage darüber hinaus der Konzeption, Durchführung und Auswertung leitfadengestützter Interviews. Die Potenziale von Angeboten der Ernährungsbildung zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung werden zunächst herausgestellt. Dann wird begründet, dass Achtsamkeit als adäquates Mittel dienen kann, die Überwindung der auf-gezeigten Einstellungs-Verhaltens-Lücke im Bezug auf das Ernährungsverhalten zu überbrücken. An die Beschreibung der methodischen Seminarkonzeption schließen die Ausführungen zu den Experteninterviews an.

Befragt wurden Experten aus den Themenbereichen Achtsamkeit sowie Nachhaltige Ernährung. Einen Experten zeichnet insbesondere die Mitarbeit im BiNKA-Projekt (Bildung für nach-haltigen Konsum durch Achtsamkeitstraining) aus. Die Expertise des zweiten Gesprächspartners gründet in der beruflichen Tätigkeit als Achtsamkeitstrainer sowie der Beteiligung an Forschungsarbeiten zur Untersuchung der Auswirkungen von Achtsamkeitspraktiken. In Form von aus den Expertenaussagen abgeleiteten Thesen im Hinblick auf eine optimale Seminarkonzeption werden die Untersuchungsergebnisse systematisch dargelegt. Die Darstellung orientiert sich dabei an den im Rahmen der Auswertung hergeleiteten Kategorien: Neben grundsätzlichen Annahmen hinsichtlich der gewählten Thematik werden Thesen zur zeitlichen Konzeption, zur Bedeutung räumlicher Gegebenheiten, zur Bestimmung personeller Ressourcen sowie im Hinblick auf die Zielgruppe und auf die Methodenwahl formuliert.

Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse wurde das Seminarkonzept schließlich überarbeitet und in seinen Rahmenbedingungen, Zielen und dem geplanten Ablauf umrissen. Daran schließt sich eine Bewertung des entworfenen Konzepts im Rahmen einer Diskussion an. Auch der Methodeneinsatz zur Entwicklung des Konzepts, sowie Wahl und Einsatz des gewählten Erhebungsinstruments werden in der Diskussion kritisch reflektiert. Abschließend wird das Konzept in den Rahmen des gesellschaftlich notwendigen Wandels gestellt. Der Beitrag, den es zu leisten vermag, als auch dessen Begrenzungen werden aufgezeigt.