Masterarbeit, Fachbereich Katholische Theologie, 109 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit nimmt den gebauten Raum der Menschen zu ihrem Kernthema. Dafür bietet die Bruder-Klaus-Kapelle von Peter Zumthor einen geschaffenen Baukörper, der eine besondere Einkehr und Umfriedung in seinem Inneren verwahrt. Ein stark atmosphärisch geladener Raum – gerade durch seine außergewöhnlich verschiedenartige Außen- und Innenwirkung. Schlagartig spürt man beim Betreten der Kapelle die Atmosphäre dieses umschlossenen Raumes.
Ziel der Arbeit ist es, die Atmosphäre von Zumthors Feldkapelle zu vermitteln, zuerst aus der Perspektive des wahrnehmenden Besuchers, daraufhin aus der des Architekten und schließlich im phänomenologischen Kontext. Es stellt sich heraus, dass die Atmosphäre ein räumliches Phänomen ist, das den Menschen affektiv ergreift und die eigene Anwesenheit voraussetzt. Mit diesem Thema brechen strikte Aufteilungen auf, nicht nur zwischen Subjekt und Objekt, auch Mensch und Raum werden in ihrer Wechselwirkung betrachtet. Der Leib stellt sich dabei als das Verbindungselement heraus und das leibliche Spüren wird zum zentralen Kriterium für die Untersuchung der Atmosphäre. So ist die Kapelle ein stiller Ort und als Andachtsraum erlebbar, in dem ein Hier und darüber hinaus, ein In-der-Welt-Sein erfahren werden kann.
Die Interaktion zwischen Gebäude und Mensch ist hier an einem Positivbeispiel dargelegt, denn die Kapelle lässt den Menschen sich zwischen Erde und Himmel versammeln und führt den Besucher zurück zu den existenziellen Lebensbezügen. Es weitet sich in ihr Raum und Zeit, während sie gleichzeitig einen festen und ruhigen Ort setzt, an dem der Mensch sein kann. Das Bauwerk vermag es zu einem schlichten Sein-Können zu führen und ein Verständnis des Wohnens im Sinne des In-der-Welt-Seins zu eröffnen. Zum Sein-Können gehört jedoch auch das in Beziehung treten zur Außenwelt, zu anderen Menschen und zu den Dingen. Unweigerlich ist damit das Schonen, wie Heidegger es ausdrückt, das Pflegen und Sein-Lassen des Anderen verbunden. Hierbei ist das Hauptanliegen der Umweltethik getroffen, der es um den schonenden Umgang des Menschen mit seiner Umwelt geht. Dies bedeutet Wohnen im eigentlichen Sinne. Vor der notwendigen Herausforderung, diese Bedeutung zu begreifen, steht der Mensch heute in einer ökologischen Brisanz, wie wohl nie zuvor. Zu diesem Verständnis der prekären anthropogenen Umweltzerstörung muss auch die Architektur ihren Teil beitragen, indem sie grundlegend auf das Elementare des Menschseins in Räumen hinführt. Dafür macht Zumthor deutlich, bedarf es der Rückbesinnung auf die fundamentalen räumlichen Aspekte.
So stellt diese Arbeit dar, auf welche Weise ein Bauwerk einen Menschen berühren kann, indem sie eine konkrete Verbindung zwischen Mensch und architektonischem Werk herausarbeitet und dabei die Türe zum elementaren Sein des Menschen, was Wohnen bedeutet, öffnet.