Nachqualifizierung für hochqualifizierte Zuwanderer und Zuwanderinnen: Ausgangslage, Rahmenbedingungen und finanzielle Hürden

Autor: Burawzew, Elena
Jahr: 2016

Bachelorarbeit, Fachbereich Soziale Arbeit, 63 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

Die Migration hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Die zentrale Aufgabe der Politik und Gesellschaft ist nach wie vor die berufliche Integration der Einwanderer. Mit dem Zustrom von Geflüchteten wird sich diese Aufgabe in nächsten Jahren vergrößern. Die Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Frage der beruflichen Eingliederung von Migranten, die einen Hochschulabschluss aus dem Heimatland mitgebracht haben.

Zum einem wird in der Politik viel darüber diskutiert, dass es in Deutschland einen Bedarf an Fachkräften mit Hochschulabschlüssen gibt und dieser in Zukunft aufgrund des demografischen Wandels steigen wird. Eine der Lösungsoptionen ist, die Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Zum anderem weisen die statistischen Daten darauf hin, dass hochqualifizierte Zuwanderer, die sich bereits in Deutschland befinden, entweder im Bezug von Transferleistungen sind oder prekärer Beschäftigung nachgehen, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Die Statistik zeigt, dass die Arbeitslosenquote bei der Gruppe der zugewanderten Akademiker viel höher und die Erwerbstätigkeitsquote viel niedriger als die von Inländern mit vergleichbaren Abschlüssen ist. Daraus ist abzuleiten, dass die Potenziale von Migranten mit einem ausländischen Hochschulabschluss lediglich im geringen Umfang ausgeschöpft werden. Um Fachkräftemangelproblematik entgegenzuwirken, wird der Fokus weiterhin auf das Anwerben der Fachkräfte aus dem Ausland gelegt. Diese Diskrepanz wirft die zentrale Frage für diese Bachelorarbeit „Wie können aus diesen ungenutzten Potenzialen Erfolgsgeschichten werden?“ sowie andere Fragen, die hier behandelt werden, auf. Zum Beispiel: 1. Die Problematik der Anerkennung der ausländischen Abschlüsse bzw. der Besonderheiten der Anerkennung für reglementierte und nicht reglementierte Berufe sowie Nutzbarkeit dieser. 2. Welche Faktoren verhindern die berufliche Eingliederung der zugewanderten Akademiker? 3. Warum ist eine inländische universitäre Nachqualifizierung für die berufliche Integration der oben genannten Zielgruppe unabdingbar, um Ihre Qualifikation und Kompetenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt für alle Beteiligten gewinnbringend einzusetzen? Welches wirksame Projekt ermöglicht dies? 4. Besteht die Möglichkeit den Lebensunterhalt der Teilnehmer während einer solchen Nachqualifizierung über BAföG zu finanzieren? Um diese Frage beantworten zu können, wurden die Bafög-Bescheide von Teilnehmern des Nachqualifizierungsprogramms der Universität Duisburg-Essen von der Verfasserin dieser Arbeit eingesammelt und analysiert.

Diese Problematik ist von besonderem Interesse, da seitens des BAföG- Amtes diese Art von Nachqualifizierung grundsätzlich als Zweitstudium betrachtet wird, was nicht zu finanzieren sei. Der Status „eingeschrieben“ schließt gleichzeitig den Leistungsbezug gem. SGB II aus, sodass die Teilnehmer, falls kein Stipendium im Rahmen des Nachqualifizierungsprogramms vorgesehen ist, mit Nichtvorhandensein jeglicher staatlichen Finanzierungen des Lebensunterhalts konfrontiert werden. Dieses kann letztendlich zum Abbruch der Nachqualifizierung führen und weiterhin Arbeitslosigkeit, unterqualifizierte Tätigkeit und Transferleistungsabhängigkeit zur Folge haben. All diese Fragen wurden in der Abschlussarbeit grundlegend bearbeitet, was zu wichtigen Erkenntnissen geführt hat. Und zwar:

  • Die berufliche Eingliederung der zugewanderten Akademiker erfordert nicht nur Anerkennung der mitgebrachten Hochschulabschlüsse, sondern vielmehr ist hier eine universitäre Nachqualifizierung von Bedeutung, weil sich Ausbildungsinhalte im Aus- und Inland oft erheblich unterscheiden, was bei dem potenziellen Arbeitgeber als Unsicherheitsfaktor dient. Im Fall einer Nachqualifizierung werden die bei Migranten bereits vorhandenen Kenntnisse und Kompetenzen den Anforderungen des deutschen Ausbildungsstandards angepasst. Aus volkswirtschaftlichen Gründen ist dieses sinnvoller als eine neue Ausbildung zu gewährleisten, prekär beschäftigt oder gar auf Sozialleistungen angewiesen zu sein.
  • Ein wirksames Projekt, das diese Nachqualifizierung ermöglicht, wird an der Universität DuisburgEssen angeboten. Das BAföG-Amt lehnt die Anträge der Teilnehmer der Nachqualifizierungsmaßnahme zurzeit überwiegend ab. Die Analyse der eingesammelten BAföG-Bescheide hat zwei wichtige Gesichtspunkte ergeben. Erstens: Es ist unumstritten, dass die Möglichkeit besteht, die Nachqualifizierung durch BAföG zu finanzieren, in diesem Fall handelt es sich nicht um ein Zweitstudium, wie dies das BAföG-Amt in vielen Fällen betrachtet. Die Leistungsgewährung ist aber nur dann möglich, wenn §7 BAföG und die dazu gehörigen Verwaltungsvorschriften entsprechend angewendet werden. Zweitens: Die Analyse der BAföG-Bescheide hat ergeben, dass unterschiedliche Entscheidungen seitens des BAföG-Amtes bei den gleichen Voraussetzungen der Antragsteller aufgefallen sind.

Diese Bachelorarbeit ist als nützliche Information für Leser gedacht, die sich für dieses Thema interessieren. Hier werden viele Probleme, die tatsächlich in der Praxis vorkommen, beschrieben, deren Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und außerdem kann diese Abschlussarbeit als Wegweiser empfohlen werden.