The role of technology in the 2015 refugee crisis: How young refugees use media

Autor: Haywood, Alison
Jahr: 2016

Masterarbeit, Fachbereich Sprache, Literatur, Medien, 107 Seiten, engl.

Zusammenfassung:

Im Jahr 2015 erreichten Flucht- und Zuwanderungsbewegungen nach Europa einen neuen Höhepunkt. Digitale Medien, insbesondere Social Media, scheinen eine entscheidende Rolle in dieser Entwicklung gespielt zu haben. Journalisten sowie Akademiker haben beobachtet, dass ein Großteil der geflüchteten Menschen Smartphones auf der Flucht bei sich haben, und wie wichtig diese Geräte ihnen scheinen. Meine Masterarbeit greift die aktuellen Erfahrungen von Flüchtlingen in Deutschland auf. Die übergeordnete Forschungsfrage dabei lautete: Wie nutzen junge Flüchtlinge in Deutschland Medien, um ihre Informationsbedürfnisse zu erfüllen?

Ich wollte hiermit herausfinden, wie digitale Medien geflüchteten Menschen helfen können, ihre migrationsverbundenen Ziele zu erreichen, und wie diese Prozesse verbessert oder optimiert werden können. Dies habe ich erreicht, in dem ich 1) die Informationsbedürfnisse von geflüchteten Menschen in verschiedenen Phasen der Flucht identifiziert habe; 2) recherchiert habe, wie Flüchtlinge bereits Medien nutzen, um diese Bedürfnisse zu erfüllen, und 3) die Informationsdefizite von Flüchtlingen herausgefunden habe. Dazu war es auch nötig, die Medien und Geräte, zu denen Flüchtlinge Zugang hatten, in den verschiedenen Phasen der Flucht zu identifizeren sowie die flüchtlingsspezifischen Barrieren zum Medienzugang wahrzunehmen.

Die Forschung basiert auf verschiedenen Theorien der Kommunikationswissenschaft, inkl. Uses and Gratifications Theory, Media Repertoires und Information Seeking. Von besonderem Interesse war die Informationspyramide von Hasebrink & Domeye, die Informationsbedürfnisse identifiziert und kategorisiert.

Die Zielgruppe dieser Studie war junge Flüchtlinge, die während der Flüchtlingskrise 2015 nach Deutschland migriert sind. Ich fokussierte mich auf junge Erwachsene wegen der hohen Konzentration von jungen Menschen, die in diesem Zeitraum migriert sind. Zudem kennen sich junge Menschen insgesamt besser mit digitalen Medien aus als ältere Erwachsene. Aus ethischen und logistischen Gründen wurden minderjährige Flüchtlingen nicht einbezogen. Die Zielgruppe wurde definiert als: Migranten aus flüchtlingserzeugenden Herkunftsländern, zwischen 18 und 30 Jahre alt, die zur Zeit der Interviews weniger als 24 Monaten in Deutschland wohnten.

Wegen starken Herausforderungen war es nur möglich sechs Teilnehmer für diese Studie zu finden. Die Teilnehmer waren zwischen 18 und 27 Jahre alt, männlich, wohnten in Deutschland zwischen 9-19 Monaten, hatten sehr unterschiedliche Bildungsniveaus und stammten aus vier Ländern: Syrien (2), Afghanistan (2), dem Irak und Eritrea. Die Teilnehmer blieben anonym, um Gefahr an sich oder an ihren Familien zu vermeiden.

Ich habe semi-strukturierte Interviews auf Englisch und auf Deutsch geführt. Dazu haben die Teilnehmer auch ein multisprachiges Arbeitsblatt über ihre Medienrepertoires und Zugang zu Geräten während der verschiedenen Phasen der Flucht ausgefüllt. Dieser Fragebogen wurde als Ausgangspunkt zu einem Gespräch benutzt und an sich wenig analysiert. Die Sprachbarriere war ein begrenzender Faktor in den Interviews.

Die Forschungsergebnisse zeigten, dass digitale Medien eine entscheidende Rolle während der Flucht spielen, und dass Smartphones weitgehend die wichtigsten Geräte für Flüchtlinge sind. Smartphones waren in allen Phasen der Flucht (bevor, während und nach der Flucht) häufig der einzige zuverlässige Zugang zum Internet, den die Flüchtlinge hatten. Smartphones waren extrem wichtig, um nach fluchtrelevanten Informationen zu suchen, als Navigationsgeräte benutzt zu werden, und Kontakt mit Familien und Freunden in der ganzen Welt zu behalten. Nachdem sie das Zielland erreicht hatten, haben die meisten Teilnehmer auch andere Medienangebote benutzt, zum Beispiel deutsches Radio oder Fernsehen, um die Sprache zu erlernen und mehr über die deutsche Kultur zu erfahren. Auch Pinnwände in den Unterkünften waren eine wichtige Informationsquelle. Fehlendes öffentliches WLAN sowie die Sprachbarriere waren die größten Hindernisse zum Informationszugang.

Es gibt zahlreiche digitale Medienangebote für Flüchtlinge, zum Beispiel Sprachlernmaterial im Internet oder flüchtlingsspezifische Apps, die Kontakt zwischen Ehrenamtlichen und Bedürftigen herstellen. Die Teilnehmer in dieser Studie waren jedoch größtenteils nicht darüber informiert. Alle Teilnehmer berichteten, dass sie fast immer die Informationen gefunden haben, wonach sie gesucht haben, aber sie haben nicht immer nach allen relevanten Informationen gesucht. Zum Beispiel nur einer der sechs Teilnehmer hat vor der Flucht viel über Deutschland recherchiert. Einige haben auch falsche Informationen im Internet gefunden, zum Beispiel dass das Asylverfahren in Deutschland besonders schnell für Menschen von ihrer Nationalität vonstatten geht. Das bedeutet, die Informationsdefizite waren großenteils im Form von Informationen, nach denen die Teilnehmer nicht gesucht haben, oder falsche Informationen.

Da die bereits existierenden Medienangebote den Anschein haben, größtenteils nicht optimal genutzt zu werden, sollten Menschen, die mit Flüchtlingen arbeiten, versuchen jene über diese Angebote zu informieren. Von besonderer Bedeutung sind Informationsquellen in der Muttersprache sowie Informationen über die Zielländer und Medienangebote, die beim Erlernen der Sprache helfen. Dazu sollten Flüchtlinge auch informiert werden, wo sie kostenloses WLAN finden können, ob in Cafés, Bibliotheken oder an Universitäten. WLAN sollte auch in allen Flüchtlingsunterkunften installiert werden.

Digitale Medien können nicht nur den Flucht- und Asylprozess erheblich erleichten, sondern auch extrem hilfreich für Flüchtlinge bei der Orientierung und Integration in das neue Land sein. Die Entfernung von Barrieren zum Medienzugang sowie das Informieren über fluchtrelevante Medienangebote können die besonderen Herausforderungen, die Flüchtlinge haben, deutlich erleichten.