Sozialpädagogische Unterstützungsmöglichkeiten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge mit traumatischen Erfahrungen in Deutschland und Spanien

Autor: Väth, Kathrin
Jahr: 2015

Bachelorarbeit, Fachbereich Soziale Arbeit, 67 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

In meiner Bachelorarbeit setzte ich mich mit den Möglichkeiten die SozialarbeiterInnen in der Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen haben, auseinander, um sie in der Bearbeitung ihrer traumatischen Erfahrungen zu unterstützen. Der Fokus lag dabei auf den Ländern Deutschland und Spanien. Durch einen Vergleich der beiden Länder wurden Unterschiede im Umgang mit den Flüchtlingen und die Rolle der Sozialen Arbeit herausgearbeitet, sowie bestehende Missstände aufgezeigt. Die Arbeit gliedert sich die Arbeit in fünf große Kapitel: Im ersten Kapitel wird ein Überblick über die internationale, europäische, deutsche und spanische Gesetzgebung bezüglich unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gegeben. Der gesetzliche Rahmen bildet die Grundlage für die Handlungsmöglichkeiten der SozialarbeiterInnen in der Betreuung der Jugendlichen. Außerdem haben diese einen wesentlichen Einfluss auf ihre psychosoziale Situation, da diese maßgeblich ihre Zukunftsmöglichkeiten bestimmen. Im zweiten Kapitel werden wichtige Hintergrundinformationen dargelegt, wie Fluchtgründe, Flüchtlingsrouten und aktuelle Zahlen hinsichtlich unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Deutschland und Spanien. Dadurch wird aufgezeigt, welche Umstände in ihrem Heimatland und während der Flucht herrschten. Durch den Vergleich der Flüchtlingszahlen wird außerdem deutlich, dass die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Deutschland um einiges höher ist, als in Spanien. Ab diesem Kapitel wird ergänzend die Geschichte von Immanuel und John erzählt, die den jugendlichen Flüchtlingen ein Gesicht geben soll und welche in den nächsten Abschnitten am Ende der theoretischen Ausführungen immer wieder auftritt. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema Flucht und Trauma. Dabei wird zuerst die Entstehung des Traumas beschrieben, sowie Faktoren, welche die Entstehung begünstigen beziehungsweise verhindern können. Anschließend wird das Konzept der „sequentiellen Traumatisierung“ von Hans Keilson erläutert, das die psychosoziale Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen am besten wiedergibt. In diesem Modell werden die extremen Belastungssituationen, die zu einem Trauma führen können, in drei aufeinanderfolgende Sequenzen unterteilt. Bezogen auf die psychosoziale Situation der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge stellen die Sequenzen die Situation im Heimatland, den Fluchtweg sowie die Zeit des Ankommens im Zielland dar. Dabei kann die dritte Sequenz bei einer günstigen Entwicklung maßgeblich dazu beitragen, dass die Traumatisierungskette unterbrochen wird. SozialarbeiterInnen können durch eine adäquate Betreuung in der Jugendhilfe entscheidend zur Beendung der Traumatisierungskette beitragen. Das vierte Kapitel beschäftigt sich ausgehend von den Erkenntnissen der vorangegangenen Kapiteln mit der Hauptfrage dieser Bachelorarbeit: „Die sozialpädagogischen Unterstützungsmöglichkeiten im Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen mit traumatischen Erfahrungen in der Jugendhilfe“. Dabei wurden fünf Punkte, die in der Betreuung der Jugendlichen wichtig sind, herausgearbeitet. 1. Die Darbietung eines sicheren Ortes, der durch verlässliche Beziehungen zu den Betreuern, der Schaffung von Strukturen und Transparenz, z.B. durch verbindliche Regeln sowie durch gewaltfreie Orte in denen ein friedvolles Miteinander der Jugendlichen vorherrscht, entstehen kann. 2. Das Ermöglichung von positiven Beziehungserfahrungen, in dem die SozialarbeiterInnen den Jugendlichen offen und wertschätzend begegnen und ihnen Raum schaffen, über ihre Erfahrungen zu sprechen. 3. Hilfestellung bei alltäglichen Angelegenheiten, um die Regeln und Normen des Aufnahmelandes zu verstehen und sie für das Leben nach der Jugendhilfe vorzubereiten. 4. Ressourcenorientierung, die den Blick der SozialarbeiterInnen auf die Stärken der Jugendlichen anstatt auf ihre Defizite richtet, um sie so in ihrem Selbstwertgefühl zu unterstützen. 5. Interdisziplinäre Vernetzung und Kooperation z.B. mit Ehrenamtlichen die wichtig ist, um langfristige und nachhaltige Zukunftsperspektiven für die Jugendlichen zu erreichen. Im letzten Kapitel wird durch eine empirische Untersuchung in Form eines Experteninterviews die Praxis der Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt. Durch die Erkenntnisse aus Kapitel vier wurde der Interviewleitfaden erstellt, um wichtige Aufschlüsse über die Praxis des sozialpädagogischen Handelns zu erfahren. Hier war geplant, jeweils ein Interview mit einem/r SozialarbeiterIn aus Deutschland und Spanien durchzuführen. In der Umsetzung erwies es sich jedoch als sehr schwer an eine/n spanische/n SozialarbeiterIn heranzukommen, weswegen nur das Experteninterview mit einer deutschen Sozialarbeiterin durchgeführt werden konnte. Dieses lieferte jedoch trotzdem wichtige Erkenntnisse über die Unterstützungsmöglichkeiten in der Jugendhilfe, zeigte aber auch die Grenzen des sozialpädagogischen Handelns auf. Wichtige Punkte die herausgefunden wurden, sind ein offener und wertschätzender Umgang mit den Jugendlichen, Kooperation mit verschiedenen Ämtern und Kooperationspartnern sowie die Vorbereitung der Jugendlichen auf ein Leben nach der Jugendhilfe. Durch die Literaturrecherche und das Experteninterview wurde die große Bedeutung einer traumasensiblen Betreuung der Jugendlichen deutlich. Außerdem zeigte sich, dass sich SozialarbeiterInnen in einem Spannungsfeld zwischen den Anforderungen der Asylpolitik und dem Schutzauftrag durch die Jugendhilfe befinden. Auch wird der weitere Forschungsbedarf in diesem Bereich sichtbar, da es zum Teil schwierig war, an aktuelle Informationen über die Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Spanien heranzukommen.