Staatsexamensarbeit, Fachbereich Grundschullehramt, 135 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Der immense technische Fortschritt der letzten 100 Jahre belastet die Erde jeden Tag mehr. Die Ressourcenübernutzung, die Trinkwasserknappheit, der Klimawandel, die Überbevölkerung und die immer größer werdenden Entwicklungsdisparitäten sind nur einige der vielen Aufgaben, die es derzeit zu bewältigen gibt. Die Menschen aller Länder stellen immer größere Ansprüche an ihren Planeten, der zunehmend an seine Grenzen gerät. Um einen Fortschritt im Einklang mit der Natur zu praktizieren, ist ein enormes Umdenken in der Wirtschaft, der Gesellschaft und im privaten Alltag notwendig. Damit die Menschen über die Lage der Welt informiert und aufgeklärt werden, ist es wichtig, umfassende Informationsnetzwerke zu schaffen. Die institutionelle Bildung muss hier auf alle Fälle mit einbezogen werden. Aus diesem Grund haben sich in den letzten 40 Jahren einige Unterrichtsprinzipien, Methoden und Themenfelder sowohl für die Sekundar- als auch für die Primarstufe herausgebildet. Durch die Aufnahme dieser Inhalte in die schulischen Bildungspläne, erhofft man sich den Aufbau eines umweltgerechten Verhaltens.
Den ersten Anstoß zur Aufnahme der Umweltthematik in die deutschen Schulcurricular gab 1953 der Beschluss zum „Naturschutz, zur Landschaftspflege und zum Tierschutz“ der Kultusministerkonferenz. Dieser rief dazu auf, mehr umweltrelevante Themen in den Kernfächern Biologie und Geographie der Sekundarstufe zu verankern. Circa zwanzig Jahre später wurde in Deutschland der „Rat der Sachverständigen für Umweltfragen“ eingerichtet, welcher bis heute besteht. In den nächsten Jahren rückte der Umweltschutz auch auf internationaler Ebene allmählich in das öffentliche Bewusstsein. Das bis heute als bedeutendste überstaatliche Dokument wurde 1987 von der UN mit dem Titel „Our Common Future“ veröffentlicht. Dieser Bericht ist auch unter dem Namen Brundtland-Report bekannt und beschreibt als erster das Leitbild des „sustainable development“. Dieses Leitbild wird im Deutschen meist als „nachhaltige Entwicklung“ übersetzt und bildet die übergeordnete Ausrichtung aller umweltrelevanten Bemühungen. Als bisher wichtigste internationale Umweltkonferenz gilt der Erdgipfel, der 1992 von der UNCED in Rio de Janeiro abgehalten wurde. Zu den Ergebnissen dieses Treffens zählte unter anderem das Aktionsprogramm „Agenda 21“, in welchem die Bildung erstmals als eine unerlässliche Voraussetzung zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung beschrieben wurde. Die nächsten Eckpunkte in der Geschichte der Umweltbildung sind die Durchführung des „Programm 21“ an über 200 deutschen Schulen, die Dekade der nachhaltigen Entwicklung von 2005 bis 2014 und die Erneuerung und Durchführung des Programmes „Transfer-21“.
Neben dem Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung stehen noch die Umweltbildung und das globale Lernen. Alle drei Prinzipien sind nicht klar definiert und lassen sich somit niemals trennscharf voneinander abgrenzen. Hierzu geben verschiedene Autoren unterschiedliche Möglichkeiten an, wie sich die Konzepte herausgebildet haben und wie oder auch ob sie in Zukunft bestehen. Nichtsdestotrotz besteht Einigkeit darüber, dass das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung den Konzepten übergeordnet ist. Sein Ziel ist die Etablierung eines Verhaltensstils, der den Bedürfnissen der gegenwärtigen Generation gerecht wird, ohne dabei zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Im schulischen Kontext bedeutet dies, dass die umweltrelevante Bildung bei Kindern und Jugendlichen eine Sensibilität für das eigene Umweltbewusstsein und für Umweltprobleme erwecken möchte. Daraus abgeleitet, soll bei den Schülerinnen und Schülern langfristig ein verantwortliches Handeln gegenüber der Umwelt erlernt werden.
Das angesprochene Umweltbewusstsein wird von vielen Autoren in die drei Komponenten des Umweltwissens, der Umwelteinstellung und des Umweltverhaltens unterteilt. Es wird oft vermutet, dass diese drei Komponenten in einem Kausalzusammenhang stehen. Allerdings lässt sich dieser Zusammenhang kaum empirisch belegen. Verschiedene Studien zur Umweltbewusstseinsforschung konnten somit nachweisen, dass ein erhöhtes Wissen oder auch eine hohe positive Einstellung gegenüber der Umwelt nur sehr selten eine tatsächliche Verhaltensänderung mit sich bringt. Dies würde für den schulischen Kontext bedeuten, dass die unterrichtlichen Bemühungen, ein umweltverträgliches Verhalten bei den Kindern und Jugendlichen zu erwecken, meist erfolglos bleiben.
Um die tatsächliche Auswirkung der unterrichtlichen Bemühungen im Bereich der Umweltbildung auf einen Effekt hin zu überprüfen, wurde im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit eine geeignete empirische Studie durchgeführt. Konkret sollte die Studie untersuchen, inwieweit ein geeignetes Lernsetting das Umweltbewusstsein von Grundschulkindern fördern kann. Die Untersuchung war so angelegt, dass Grundschulkinder mithilfe eines Pre-Posttests zur Wirkungsweise eines Unterrichtssettings befragt wurden. Die Studie wurde im April und Mai 2016 mit 43 Grundschulkindern im Alter von acht bis zehn Jahren durchgeführt. Mittels eines Fragebogens wurde der Ist-Zustand des Umweltbewusstseins der Kinder überprüft. Anschließend nahmen die Schülerinnen und Schüler an einem Lernsetting zum Themenbereich „verantwortungsvoller Konsum“ teil. Nach zwei Wochen wurden die Kinder mithilfe eines Fragebogens erneut zum Umweltbewusstsein getestet. Schlussendlich wurden die Testergebnisse des ersten und des zweiten Messzeitpunktes miteinander verglichen, um den Effekt zu erfassen, den das Lernsetting auf die Stichprobe ausübte.
Die Forschung ergab, dass sich das Umweltwissen und das Umweltverhalten der Schüler im zeitvergleich geringfügig verbesserte. Die Umwelteinstellung hingegen verschlechterte sich minimal. Des Weiteren konnte kein Zusammenhang zwischen dem Umweltwissen und der Umwelteinstellung, sowie zwischen dem Umweltwissen und dem Umweltverhalten verzeichnet werden. Dieser Tatbestand wird auch in den meisten Studien zum Umweltbewusstsein ermittelt. Dem gegenüber bestand allerdings eine aussagekräftige Korrelation zwischen dem Umweltwissen und der Umwelteinstellung. Um dies zu begründen, wurden unterschiedliche Aufklärungsversuche unternommen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Umweltbildung und alle Themenfelder in diesem Bereich unbedingt in die Schulcurricular integriert werden müssen. Die nachhaltige Entwicklung stellt eine weltweite Zukunftsaufgabe dar, die mithilfe der institutionellen Bildung angegangen werden kann. Obwohl es einige Bedenken gibt, sollte die Auseinandersetzung mit Themen der Umweltbildung bereits in der Primarstufe stattfinden. Die Themen weisen für die Schülerinnen und Schüler einen enormen Lebensweltbezug auf, welcher ausgeschöpft werden sollte. Die durchgeführte Untersuchung zeigte, dass die Kinder sehr interessiert an den Inhalten zur Umweltbildung sind und dass ein Lernsetting absolut zur Sensibilisierung der Kinder in Bezug auf umweltrelevante Fragestellungen beiträgt.