Bildungswesen in Kolumbien

Autor: Linda Helfrich
Jahr: 1992

WUS, 1992, 24 Seiten, dt.

 

In Kolumbiens Schulen und Universitäten spiegeln sich die Kluft zwischen Arm und Reich und der Schatten der Vergangenheit. Schlecht bezahlte Lehrer, schlecht ernährte Schüler; ein Staat, der wenig Geld für Bildung ausgeben will, und ein Sparprogramm des Internationalen Währungsfonds; Eltern, die die Schule ihrer Kinder nicht bezahlen können, und Kinder, die für ihre Eltern täglich schuften müssen; Menschenrechtsverletzungen und Menschen, die ihr Recht auf Bildung einfordern; Schulen für Reiche und Schulen für Arme; Lernobjekte statt Lernsubjekte. Auf diese Kurzformeln könnte man die Bildungssituation in Kolumbien reduzieren, wollte man nur ein paar Schlaglichter setzen. Doch geht es darum, die heutige Situation im Bildungswesen wirklich zu durchleuchten, muss man einen Blick auf die geschichtliche, politische, kulturelle und wirtschaftliche Situation werfen, in deren Rahmen Schulen und Universität ausbilden. Welches sind die Ursachen der anhaltenden Bildungsmisere, die Lehrer, Eltern, Schüler, Regierung und Gewerkschaften in Kolumbien beklagen? Ist das Schuljahr zu kurz, sind die Schüler zu faul? Einig sind sich alle darin, dass die Ursache der Misere nicht ihre Schuld ist, sondern die der jeweils anderen Partei bzw. früherer Generationen von Pädagogen, Eltern, Politikern und Gewerkschaftlern.