Bachelorarbeit, Fachbereich Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, 99 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Nachhaltige Entwicklung als Leitbild und Lebensentwurf findet allmählich Eingang in das öffentliche Bewusstsein. Dies ist größtenteils das Verdienst der Nachhaltigkeitskommunikation, in ihrer Wirkung als politisches Steuerungsinstrument, die einen Diskurs über nachhaltige Entwicklung erst ermöglicht. Bildung für nachhaltige Entwicklung als Teilbereich der Nachhaltigkeitskommunikation hat über das bloße Training von Verhaltensänderungen hinaus die Aufgabe, Kompetenzen zu fördern, die für eine nachhaltige Denk-, Handlungs- und Lebensweise gebraucht werden. Zentral ist hierbei das von DE HAAN formulierte Konzept der Gestaltungskompetenz. Ausstellungen leisten hier einen bedeutsamen Beitrag, da sie über erweiterte Möglichkeiten verfügen, komplexe Themen mit allen Sinnen erfahrbar zu machen.
In der vorliegenden Arbeit wird die Ausstellung „Planet Gesundheit“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) evaluiert. Das Konzept Gesundheit weist inhaltliche Parallelen zur nachhaltigen Entwicklung auf und hat ähnliche Leitbildqualitäten. Ausgehend von einem konstruktivistischen didaktischen Verständnis soll an diesem Beispiel die Frage beantwortet werden, inwiefern Ausstellungen zur Förderung von Gestaltungskompetenz beitragen. Dabei werden Synergien mit dem Schulkontext und die Besucherorientierung der Ausstellung untersucht. Hierzu wurden, einem qualitativ-rekonstruierenden methodischen Ansatz folgend, acht Lehrkräfte in Experteninterviews befragt, die mit ihren Schulklassen die Ausstellung besuchten. Hauptgegenstand der Gespräche waren dabei die schulpraktischen Erfahrungen der Lehrkräfte mit dem Ausstellungsbesuch, sowie deren Beobachtungen und Einschätzungen der Schüler*innen in Bezug auf die Auseinandersetzung mit Ausstellungsinhalten, sowie auf deren Kompetenzentwicklung. Die Interviews wurden mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse (MAYRING 2015, KUCKARTZ 2008) ausgewertet. Ergänzend dazu wurde in einer Online-Umfrage die Besucherorientierung der Ausstellung an 20 Schüler*innen verschiedener Altersgruppen, die die Ausstellung besuchten, erhoben.
Dabei zeigt sich, dass die Wissensvermittlung in Ausstellungen eher unspezifisch verläuft und nicht anhand festgelegter Outputs gemessen werden kann. Insbesondere leistungsstarke Schüler*innen profitieren von Ausstellungen. Dies legt die Empfehlung nahe, bei der Konzeption außerschulischer Lernangebote gezielter auf unterschiedliche Leistungsniveaus einzugehen. Hierbei spielt vor allem die Schulform eine Rolle, die Schüler*innen mit unterschiedlichen Sozialisationserfahrungen und Arbeitsweisen ausstattet.
Bei Lehrkräften spielen fachliche Gründe bei der Entscheidung für einen Ausstellungsbesuch eine untergeordnete Rolle. Dies hängt mit einem Einstellungswandel in Richtung des konstruktivistischen didaktischen Paradigmas zusammen, demzufolge der Entwicklung überfachlicher Kompetenzen eine größere Bedeutung zukommt.
Ausstellungen leisten im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung wichtige Lernimpulse, da sie Reflexionsprozesse anregen und im Hinblick auf bestimmte Problembereiche sensibilisieren. Ein direkter Bezug zu Kompetenzentwicklungen oder daraus folgenden Verhaltensänderungen lässt sich jedoch nicht herstellen. Qualitativ ausgerichtete sozialwissenschaftliche Langzeitstudien, in denen neben didaktischen Parametern der Besucherorientierung auch psychologische Aspekte nicht-nachhaltigen Verhaltens berücksichtigt werden, könnten hier zu aufschlussreichen Ergebnissen führen.