Späte Einsicht und nur halbherzig: Nothilfe für Studierende muss dringend vereinfacht reaktiviert werden

Wiesbaden, 9. November 2020. „Die von Bundesbildungsministerin Karliczek angekündigte Reaktivierung der Nothilfe für Studierende nach dem Lockdown für November kommt wieder mal zu spät. Und wie im Frühjahr, als es über fünf Monate dauerte bis erste Auszahlungen erfolgten, ist auch jetzt, zwei Wochen nach ihrer Ankündigung, immer noch kein Neustart der Nothilfe zu verzeichnen. Wie im Frühjahr gibt es langwierige Diskussionen zwischen Ministerin Karliczek und den Studierendenwerken über das WIE der Ausgestaltung der Hilfe“ so Dr. Kambiz Ghawami, Vorsitzender des World University Service (WUS).

Den WUS erreichen zahlreiche Hilfegesuche ausländischer Studierender, die angesichts von über 2,76 Mio. Arbeitslosen und 3,3 Mio. Menschen in Kurzarbeit keinerlei Jobchancen haben. Und die wenigen, die in der Gastronomie jobben konnten, haben auch diese Jobs jetzt verloren. Nach Monaten der vergeblichen Jobsuche sind bei sehr vielen ausländischen Studierenden alle Geldreserven aufgebraucht. Auch deren Eltern in Afrika, Asien und Lateinamerika sind größtenteils nicht in der Lage ihren Kindern zu helfen, da auch sie aufgrund der Schließung tausender Fabriken und Unternehmen keine Einkünfte haben.

„Ich appelliere an Bund und Länder, in Not geratenen Studierenden, insbesondere ausländischen Studierenden, jetzt schnell zu helfen und das bisherige Verfahren, auch mit Rücksicht auf die überlasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Studierendenwerke, zu vereinfachen. Statt unzähliger Dokumente sollten ein Lichtbildausweis, der Immatrikulationsnachweis und der letzte Kontoauszug ausreichen. Die Nothilfe sollte für die Monate November 2020 bis Februar 2021 als Pauschalsumme gewährt werden und angesichts der enorm hohen Mietpreise und dem Mehrbedarf für das Digitalsemester auf 900 Euro pro Monat angehoben werden. Ein weiteres Semester ohne Hilfe und mit zusätzlichen Schulden wird sehr viele ausländische Studierende zum Studienabbruch zwingen. Sie werden ohne einen Studienabschluss in ihre Heimatländer zurückkehren, aber nicht unbedingt als Botschafter des gastfreundlichen und großzügigen Deutschlands, die sie ja eigentlich sein wollen“, so Dr. Ghawami abschließend.