Critical-Whiteness-Studies und entwicklungspolitische Bildung in der Schule

Autor: Uhle, Sven
Jahr: 2017

Bachelorarbeit, Fachbereich Bildungswissenschaften, 58 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

Meine vorliegende Bachelorarbeit mit dem Titel Critical-Whiteness-Studies und entwicklungspolitische Bildung in der Schule hat zum Ziel, Verbindungslinien zwischen den Critical-Whiteness-Studies (CWS) und der entwicklungspolitischen Bildung aufzuzeigen und mögliche Lernkonzepte, welche die CWS in die Schule transferieren, dazulegen. Deshalb geht diese Arbeit der Frage nach: Inwiefern das Miteinbeziehen der CWS einen Beitrag zur entwicklungspolitischen Bildung in der Schule leisten kann?

Denn in Anbetracht der Flüchtlingswelle von 2015 ist allem Anschein nach eine Zunahme des manifesten Rassismus – welcher vor allem ausgeübt wird durch Parteien wie die AfD und Organisationen wie PEGIDA – in Deutschland spürbar. Um einen immer stärker werdenden manifesten und auch latenten Rassismus wirksam entgegenzusteuern, sind Ansätze aus antirassistischen Theorien, wie die der CWS, notwendig. Der Schule kommt hierbei eine essentielle Bedeutung zu, denn die Schule muss freiheitlich demokratische Grundsätze vertreten und bei den Schüler*innen solch eine Haltung her-ausbilden. Dies kann allerdings nur durch einen fachlich fundierten Unterricht erfolgen, welcher unter anderem die entwicklungspolitische Bildung, die ein Bestandteil des Globalen Lernens und der Bil-dung für nachhaltige Entwicklung ist, darstellt. Der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag hat in seiner ‘Rahmenvereinbarung zur Kooperation von Schule und entwicklungspolitischen Initiativen’ festgehalten, dass eine entwicklungspolitische Bildung „den Grundstein für Weitsicht und Weltblick [legt] und damit zur Überwindung von Intoleranz und Rassismus, Provinzialität und Nationalismus [beiträgt]“ (Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2008: 1). Darüber hinaus ist die entwicklungspolitische Bildung ein aktuelles Thema in der Bildungspolitik der Länder. Die Kultusministerkonferenz und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung veröffentlichte deshalb 2016 den Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung. Allerdings wird dieser Orientierungsrahmen von Vertreter*innen der CWS für seine – ihrer Ansicht nach – eurozentristische Darstellung von Armut, Hunger und Ungerechtigkeit stark kritisiert. Diese Kritisierung versucht diese Bachelorarbeit aufzunehmen und unternimmt den Versuch die An-sätze aus dieser Theorie in die curricularen Standards des Lernbereichs zur Globalen Entwicklung und den Qualitätskriterien zur entwicklungspolitischen Bildungsarbeit zu integrieren. Hierfür werden in einem ersten Kapitel die historisch gewachsenen Machtstrukturen von Menschen mit weißer Haut-farbe dargelegt. Aufbauend darauf befasst sich ein weiteres Kapitel mit den Ansätzen und Ideen der CWS. Um eine mögliche Verbindung zwischen der entwicklungspolitischen Bildung und der CWS heraus zu arbeiten, befasst sich Kapitel vier mit der Entwicklungspolitik und sich aus dieser ableitend mit dem Lernkonzept der entwicklungspolitischen Bildung sowie mit dem Globalen Lernen und der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Daran anschließend werden in Kapitel fünf mögliche Verbindungspunkte für die schulische Praxis erläutert und kritisch betrachtet. Im sechsten und letzten Kapitel der Arbeit konnte aufgezeigt werden, dass mögliche Verbindungslinien für die schulische Praxis durchaus möglich und wünschenswert erscheinen, da die CWS einen qualitativen Beitrag zur fachlichen Auseinandersetzung mit verwendeten Materialen für die entwicklungspolitische Bildung liefert. Die Bachelorarbeit kam zu dem Ergebnis, dass für die Überwindung von Intoleranz und Rassismus, für welche die entwicklungspolitische Bildung die Basis legen soll, es notwendig ist, dass sich eine Lehrkraft über die Komplexität historisch gewachsener Machtstrukturen bewusst ist, damit sich diese Machtstrukturen nicht bei Schüler*innen unbeabsichtigt verfestigt und sich dadurch der manifeste und latente Rassismus bei diesen verstärkt.