Masterarbeit, Fachbereich Inklusive Pädagogik und Elementarbildung, 108 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Jeder fünfte Mensch hat in Deutschland einen Migrationshintergrund. Die PISA-Studie zeigt deutlich auf, dass Kinder aus zugewanderten Familien geringere Bildungserfolge aufweisen als Kinder ohne Migrationshintergrund. Daraus lässt sich ableiten, dass die soziale und kulturelle Herkunft weitgehend den Bildungserfolg bestimmt. Grundlage zur Teilhabe an gesellschaftlicher Kommunikation ist im deutschen Bildungssystem das Beherrschen der deutschen Sprache sowohl als Alltagssprache als auch als Bildungssprache. Diese Kompetenz besitzen Kinder mit Migrationshintergrund meist nicht ausreichend, was als Ursache für den Bildungsmisserfolg gesehen wird. Die Kinder erlernen Zuhause ihre Muttersprache und mit Eintritt in eine (vor)schulische Bildungseinrichtung Deutsch sukzessiv. Somit ist Zwei- oder Mehrsprachigkeit bereits Normalität in unserer Gesellschaft und wir werden in vielen Bereichen mit einer multikulturellen Wirklichkeit konfrontiert. Genau aus diesem Grund muss Mehrsprachigkeit nun als ein wesentlicher Aspekt des Aufwachsens verstanden werden und ist in der alltäglichen Arbeit in Kindertagesstätten zu berücksichtigen und mit einzubinden. Da dies jedoch oftmals - vor allem bezüglich Minderheitensprachen mit eher geringem Prestige wie Türkisch, Arabisch oder Russisch mehr als Belastung und weniger als Bereicherung empfunden wird, gilt es hier, Mehrsprachigkeit und interkulturelle Arbeit als Teil der alltäglichen pädagogischen Arbeit zu verstehen. Die wertschätzende Haltung und kompetente Förderung der pädagogischen Fachkräfte beeinflusst maßgeblich den Erfolg des Deutschspracherwerbs durch Kinder nichtdeutscher Herkunft.
Im Rahmen der Masterarbeit „Mehrsprachige Erziehung in der Kita?“ wurde das Konzept „One Person – One Language“ untersucht. Dabei geht es um das Potenzial von mehrsprachigem pädagogischen Fachpersonal, welches in Kitas tätig werden könnte, um bei Kindern mit Migrationshintergrund die Erst- sowie Zweitsprache gleichermaßen zu fördern. Hierbei müssen spezielle Rahmenbedingungen geschaffen werden, wie z.B. eine Schulung der Fachkräfte bezüglich interkultureller Arbeit, Spracherwerb und Mehrsprachigkeit. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, für die in der Konzeption verankerte Sprachförderung entsprechende Sprachförderkräfte sowie mehrsprachige pädagogische Fachkräfte einzusetzen. Dieses Konzept sollte als Bildungsaufgabe einen Platz im Bildungsplan finden. Hauptsächlich geht es bei diesem Konzept darum, die Erst- sowie die Zweitsprache gleichermaßen zu fördern. Das bedeutet, dass die Kinder auch in der Kita ihre Muttersprache sprechen dürfen und sollen. Denn nur so kann ein erfolgreicher Erwerb beider Sprachen ohne Sprachentwicklungsstörung und eine gesunde und stabile Persönlichkeitsentwicklung gewährleistet werden. Hierbei gilt es zu betonten, dass eine gleichwertige Entwicklung der Sprachen nur in einem Umfeld möglich ist, in welchem die Sprachen auch tatsächlich als gleichwertig angesehen werden. Und hierfür ist wiederum die Grundeinstellung hinsichtlich fremder Sprachen und Kulturen von pädagogischem Fachpersonal in institutionellen vorschulischen Bildungseinrichtungen entscheidend. Denn diese hat maßgeblichen Einfluss auf die gesamte pädagogische Arbeit mit Kindern und auf die Kinder selbst. Aus diesem Grund muss der erste entscheidende Schritt bei pädagogischem Personal in Kitas selbst ansetzen. Und hierfür sind gezielte Leitlinien und Konzepte erforderlich, welche in der Bildungspolitik bestimmt werden müssen.
Im Jahr 2009 haben 15 Bildungspläne festgelegt, Zwei- und Mehrsprachigkeit wertzuschätzen und zu fördern. Es ist notwendig, eine Aktualisierung dieser Leitlinien vorzunehmen. Denn mehrsprachige Erziehung in der Kita ist eindeutig möglich, wenn die nötigen Rahmenbedingungen bereitgestellt werden. Wenn das Menschenrecht auf Bildung greifen soll, dann ist es ersichtlich, dass mehrsprachige Erziehung als zentrale und essenzielle Bildungsaufgabe gesehen werden muss. Dies alleine in der Theorie zu wissen, reicht nicht aus. Alle Kinder haben ein gleiches Recht auf Bildung. Dies wird mit dem Konzept „One Person- One Language“ auf Kita-Ebene gewürdigt und ermöglicht somit Kindern mit Migrationshintergrund den Weg zu einer erfolgreichen Bildungsbiographie in gleicher Weise wie Kindern mit Deutsch als Erstsprache.