Staatsexamensarbeit, Fachbereich Lehramt an Grundschulen, 145 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Das große Thema des Abfallkonsums ist seit vielen Jahren in aller Munde, aber wie viel Wissen besitzen die Schüler/-innen einer zweiten Klasse bereits über das Thema Abfall und vor allem welche Einstellungen haben sie bezüglich Abfallvermeidung, Abfalltrennung und Umweltverschmutzung? Um diese Kernfragen drehten sich die konzipierten Projekttage in der besagten zweiten Klasse Ende 2019. Des Weiteren wurde anhand eigens erstellter psychometrischer Fragebögen untersucht, inwiefern sich die Einstellungen der Lernenden aufgrund der Projekttage geändert haben.
Dementsprechend wurden zu Beginn die Einstellungsveränderungen in Bezug auf Bildung für nachhaltige Entwicklung literaturbasiert thematisiert. Hierfür sind zunächst die Begriffe „Nachhaltigkeit“ und „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ definiert worden. Die Definition der „Nachhaltigkeit“ stammt aus dem Brundtland-Bericht aus dem Jahr 1987: „Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (PUFÉ, 2014).
Nach SCHRÜFER und SCHOCKEMÖHLE (2013) ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung „eine Bildung, in der es darum geht, Menschen zur Partizipation an einer nachhaltigen Entwicklung zu befähigen.“ Durch eine qualitativ hochwertige Umweltbildung beziehungsweise Umwelterziehung an den Schulen soll den wachsenden Umweltproblemen entgegengewirkt werden. Das fünfstufige Konzept nach KLAUTKE und KÖHLER hat sich hierfür bewährt, sodass die einzelnen Phasen, die im Folgenden kurz vorgestellt werden, in der Unterrichtseinheit umgesetzt wurden.
Die Motivationsphase (= emotionale Ebene) bezieht sich auf Umwelterfahrungen, die die Lernenden durch direkte Erfahrungen sammeln. In der Informationsphase (= Sachebene) werden die Informationen (notwendige Daten und Fakten) den Schüler/-innen altersgemäß vermittelt. In der Reflexionsphase (= Bewusstseinsebene) hinterfragen die Kinder ihr eigenes Handeln, sodass eine gewisse Betroffenheit entsteht. Die Ethikphase (= Bewertungsebene) dient dazu, dass durch die Informationen und die nötige Betroffenheit eine ethische Norm durch die Lernenden ausgebildet wird oder eine bereits vorhandene Norm geändert beziehungsweise gefestigt wird. Die Handlungsphase (= Handlungsebene) umfasst das aktive Handeln und eine umweltschützende Verhaltensänderung als Resultat der Normenveränderung (RINSCHEDE, 2007).
Da während der Projekttage zusätzlich die Umweltstation Würzburg als außerschulischer Lernort besucht wurde, musste dieser Unterrichtsgang während der Projekttage vor- und nachbereitet werden. In den Vorbereitungsstunden wurden die Schüler/-innen schrittweise in die Thematik eingeführt. Sie lernten beispielsweise Techniken der Abfallvermeidung und der Abfallsortierung kennen und wurden sich der Folgen von Müllverschmutzung im Meer sowie an Land bewusst. Während des Unterrichtsganges in der Umweltstation wurden die genannten Inhalte handlungsorientiert wiederholt und gefestigt, wobei zusätzlich das Thema „Mikroplastik“ angeschnitten worden ist. Die Kinder konnten beispielsweise unter einem Binokulargerät das in Kindershampoo enthaltende Mikroplastik eigenständig untersuchen. Am Ende der Exkursion stand das Thema „Upcycling“ im Fokus, das den Lernenden viel Spaß bereitete, da sie sich an verschiedenen Stationen ausprobieren konnten. So entstanden tolle Produkte, wie zum Beispiel ein Geldbeutel aus einer alten Saft- oder Milchpackung. Da der Unterrichtsgang anhand eines Beobachtungsbogens von Studierenden evaluiert wurde, konnte im Anschluss das Planungsschema sowie die Materialien überarbeitet werden. Dadurch wird gewährleistet, dass zukünftig von der Umweltstation Würzburg ein qualitativ hochwertiger Projekttag angeboten werden kann.
Die unterrichtsplanerischen Schritte wurden in einzelnen Kapiteln festgehalten, wobei stets darauf geachtet wurde das Thema kind- und altersgemäß zu vermitteln. Es erfolgte zudem eine kritische Reflexion über die komplette Unterrichtseinheit, sodass bei einer weiteren Durchführung die Qualität stets erhöht wird. Die empirische Untersuchung stellt einen weiteren großen Teil der vorliegenden Arbeit dar. Folglich werden ausgewählte Ergebnisse hinsichtlich der Einstellungsveränderungen vorgestellt. Es gaben beispielsweise vor der Durchführung lediglich 44% der Schüler/-innen an, dass sie eine Baumwolltasche oder einen Korb während des Einkaufens verwenden. In dem Post-Test nach den Projekttagen gaben allerdings fast alle Lernenden der Klasse (94%) an, dass sie auf umweltfreundlichere Möglichkeiten zurückgreifen. Eine weitere Frage bezog sich auf die Wichtigkeit die Eltern davon zu überzeugen, Baumwolltaschen oder einen Korb zu verwenden. Hierbei gaben in dem Pre-Test bereits über die Hälfte der Schüler/-innen an, dass sie ihre Eltern von den umweltfreundlichen Alternativen überzeugen würden. In dem Post-Test waren es erneut fast alle Lernenden, die versuchen würden, ihre Eltern von der Wichtigkeit zu überzeugen.
Alles in allem ist festzustellen, dass es sich in jedem Fall lohnt, das wichtige Thema im Hinblick auf den Umweltschutz bereits in der Grundschule zu thematisieren und intensiv zu behandeln. Denn in erster Linie profitieren die Kinder davon, da sie die Möglichkeit erhalten, ihre Einstellungen und ihr Handeln im Hinblick auf den Schutz unserer Umwelt zu reflektieren und gegebenenfalls zu ändern.