Durchführung von Gesundheitsworkshops und Ausbildung von Peer Multiplikator*innen in Fluchtunterkünften – Struktur- und Prozessevaluation des Gesundheitsförderungsprogramms REFUGIUM

Autor: Ülgüt, Rojda
Jahr: 2018

Bachelorarbeit, Fachbereich Gesundheitswissenschaften, 126 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

Weltweit befinden sich etwa 68 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Gewalt, Konflikten, Verfolgung und Terror (UNHCR, 2017). Besonders vulnerable Gruppen wie geflüchtete Personen müssen im Migrationsprozess eine enorme Anpassungsleistung darlegen, welche zu einem schlechteren Gesundheitszustand führen können (Borde & Blümel, 2011, S. 256f; Spallek & Razum, 2007, S. 452). Im Rahmen der Gesundheitsförderung ist es deshalb wichtig, das Gesundheitsbewusstsein herauszubilden und mit dem Ziel das Gesundheitshandeln positiv zu beeinflussen und zu stärken. Die Gesundheit von Geflüchteten ist deshalb in besonderem Maße von zielgruppenspezifischen Angeboten abhängig (Yun, Hebrank & Graber, 2012, zitiert nach Bozorgmehr et al., 2016, S. 599).

Ziel dieser Arbeit ist es das Gesundheitsförderungsprogramm REFUGIUM, welches mit einem Peer-to-Peer-Ansatz an den Bedürfnissen der Geflüchteten ansetzt, zu evaluieren. Dazu wurden die folgenden Forschungsfragen gestellt: 1. Inwiefern wird das Programm REFUGIUM so gestaltet, dass die Ziele und Anforderungen erreicht werden können? 2. Inwiefern wird das Programm REFUGIUM so umgesetzt und durchgeführt wie geplant, sodass eine Zielerreichung erfolgen kann?

Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine qualitative Evaluation durchgeführt. Zu diesem Zweck wurden teilstrukturierte Beobachtungen durchgeführt, Teilevaluationen und 205 Dokumentationsbögen analysiert. Die Workshop- und Schulungsabläufe sowie der strukturelle Aufbau des REFUGIUM Programms wurden in diesem Rahmen bewertet.

Mit der Evaluation konnte gezeigt werden, dass das Programm REFUGIUM eine sehr gute Konzeptionierung sowie eine gute Planung und Umsetzung in der Praxis aufweist. Mit dem Programm können individuelle Kompetenzen und Ressourcen gefördert werden. Zudem wird die Zielgruppe partizipativ in das Programm eingebunden und daraus resultierend werden Empowerment Prozesse entwickelt, die die Geflüchteten dazu befähigen, ihre Lebenswelten in geringem Maße selbst zu beeinflussen, Gesundheitsbewusstsein aufzubauen, Ressourcen zu aktivieren und ihre Gesundheit zu fördern und zu erhalten. Außerdem fördert REFUGIUM den Austausch zwischen Studierenden und Geflüchteten. Die ausschlaggebende Hürde im Durchführungsprozess ist jedoch die Strukturierung organisatorischer Abläufe. Dennoch hat die Evaluation gezeigt, dass ein hochschulinternes Programm mit viel ehrenamtlichem Engagement und partizipativer Aktionsforschung Kulturen verbinden und Lebenswelten vereinen sowie die Gesundheit auf allen Ebenen fördern kann.