EntscheidungsträgerInnenbildung für eine Nachhaltige Entwicklung im Spannungsfeld zivilgesellschaftlicher und unternehmerischer Umsetzung. Chancen und Hindernisse einer Zusammenarbeit.

Autor: Kühnl, Hans
Jahr: 2019

Bachelorarbeit, Fachbereich Elektrotechnik, Informatik & Nachhaltigkeit, 92 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

In der Arbeit wird die Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE) speziell für EntscheidungsträgerInnen als Hebel für eine Nachhaltige Entwicklung identifiziert. Ausgehend von der zeitlichen Dringlichkeit einer globalen Emissionsreduktion, wie sie in den aktuellsten Veröffentlichungen des IPCC wiederholt angemahnt wird, wird die Forderung aufgestellt, mit einer Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE) nicht nur die Entscheidungsträger von morgen (Schulische BNE), sondern auch die Entscheidungsträger von heute zu adressieren. In der Analyse der bestehenden BNE Situation identifiziert die Arbeit einen Entwicklungsrückstand der EntscheidungsträgerInnenbildung für eine nachhaltige Entwicklung (EBNE) im Hinblick auf diese zeitliche Dringlichkeit. Die in der Arbeit aufgestellte Forschungsfrage reagiert auf ebendiesen Entwicklungsrückstand: „Welche Chancen und Hindernisse bestehen im Spannungsfeld zwischen zivilgesellschaftlichen und unternehmerischen AkteurInnen für eine gemeinsame Umsetzung einer EntscheidungsträgerInnenbildung für eine Nachhaltige Entwicklung?

Für die Beantwortung dieser Forschungsfrage wird zunächst ein theoretisches Fundament erarbeitet. Es wird die nationale und internationale Situation der BNE im Hinblick auf EntscheidungsträgerInnenbildung beschrieben sowie eine Kritik an dem in Deutschland zentralen BNE Konzept der „Gestaltungskompetenz“ angeführt. Des Weiteren wird auf wissenschaftstheoretischer Ebene die Grundlage für die Methodenkombination gelegt, die eine Beantwortung der Forschungsfrage mit Akteuren aus dem Feld ermöglicht.

Die Methodenkombination führt die traditionelle qualitative Sozialforschung und den interdisziplinären Ansatz der Theorie U nach Otto Scharmer zusammen. Durch das „Leitfadeninterview“ der qualitativen Sozialforschung wird auf eine viel verwendete wissenschaftliche Methode zurückgegriffen, die bestehende Strukturen und Prozesse thematisiert. Durch die Methode des „Dialogue Interview“ der Theorie U (Scharmer, 2015) wird eine Methode integriert, die die persönlichen Perspektiven der Akteurinnen aufgreift und Perspektiven für anknüpfende Praxisprojekte bietet.

Der empirische Teil der Arbeit beinhaltet die Durchführung und Auswertung von fünf Interviews mit AkteurInnen aus Unternehmen und Zivilgesellschaft. Das Akteursspektrum erstreckt sich über VertreterInnen einer Industrie und Handelskammer, eines global agierenden Logistikunternehmen, einer sozial-ökologischen Bank und bedeutenden, deutschen Nichtregierungsorganisationen. Die Datenauswertung durch Kodierung und Kategorisierung führt schlussendlich zu der Abstrahierung einer Hypothese über die Chancen und Hindernisse der EBNE im beschriebenen Anwendungsfeld. Stark vereinfacht kann diese Hypothese auf die Aussage heruntergebrochen werden, dass eine EBNE bisweilen an einer mangelnden Priorität im betriebswirtschaftlich-monetären Zielsystem scheitert. Dieser Mangel an Priorität führe zu Kapazitäts-, Motivations- und Verständnismängeln in der Umsetzung von EBNE-Kooperationen. Für eine erfolgreiche Implementierung der EBNE bedürfe es einer Transformation des Zielsystems, durch die vermehrt langfristige, sozial-ökologische Zieldimensionen zum Tragen kommen müssten. Eine solche Transformation sei sowohl über gesellschaftlichen als auch über politischen Druck herbeizuführen.

Indem Perspektiven aus den Sozialwissenschaften, den Wirtschaftswissenschaften und der Pädagogik zusammengeführt werden, weist die Arbeit einen interdisziplinären Charakter auf. Dies erscheint notwendig, um der Vielschichtigkeit der Problemstellungen einer nicht-nachhaltigen Entwicklung gerecht zu werden. Als praxisorientierte Arbeit wird ein Beitrag zur Reflexion der bestehenden Situation gemeinsam mit den AkteurInnen geleistet. Perspektiven auf einzunehmende Entwicklungspfade der EBNE werden entwickelt. Ziel ist es, langfristig gemeinsame Prozesse zwischen Aktion und Reflexion mit den AkteurInnen zu ermöglichen. Eine Reaktion auf den Entwicklungsrückstand der EBNE soll geboten werden. Hierfür werden Ausblicke auf mögliche Prozessformen gegeben. Indem die Arbeit erste Schritte einer wissenschaftlichen Begleitung der EBNE geht, befähigt Sie die AkteurInnen im Feld und wirkt als Treiber einer Nachhaltigen Entwicklung.