Migration infolge des Klimawandels. Hat Soziale Arbeit eine Verantwortung in dem Diskurs um „Klimamigration“?

Autor: Teuscher, Nora
Jahr: 2019

Bachelorarbeit, Fachbereich Soziale Arbeit, 39 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

Durch den immer weiter voranschreitenden Klimawandel verändert sich die Welt – nicht nur natürliche Ökosysteme, sondern auch die Lebenslage vieler Menschen wird dadurch beeinflusst, Lebensgrundlagen oftmals zerstört. Der Klimawandel ist zu einer globalen Krise geworden, die letztlich nur durch ein Zusammenspiel von lokalen, regionalen, nationalen, internationalen sowie transnationalen Lösungsansätzen bekämpft werden kann. Die Soziale Arbeit hat eine Verantwortung diese mitzugestalten und im Sinne ihrer ethischen Grundlagen zu handeln.

Vor allem Länder des Globalen Südens haben mit dem Klimawandel zu kämpfen. Für die dort lebenden Menschen bringt er schon heute schwere Folgen mit sich; ihre ohnehin bereits vulnerablen Lebenslagen werden dadurch zusätzlich erschwert. Eine Strategie der betroffenen Menschen, um auf diese Folgen zu reagieren, ist das Verlassen des betroffenen Wohnorts – die Migration aufgrund von Klimakatastrophen.

Die Kernthematik der Arbeit ist entsprechend der Zusammenhang zwischen Sozialer Arbeit und dem Klimawandel, speziell der daraus resultierenden Klimamigration. Wenn Soziale Arbeit als eine menschenrechtsbasierte, ethisch-handelnde Profession gesehen wird, sollte sie die Verantwortung haben, sich in Diskurse einzumischen und sich für die betroffenen Menschen und ihre Rechte einzusetzen. Der Diskurs um Klimamigration ist ein Beispiel dafür. Um in der sozialen Praxis Gerechtigkeit herzustellen und Diskriminierung zu verringern, dient der Berufskodex (Code of Ethics) sowie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als Grundlage. Bei Menschenrechtsverletzungen im Zuge der Folgen des Klimawandels und der Migrationspolitik, kann Soziale Arbeit betroffenen Menschen eine Stimme geben. Auch den öffentlichen Diskurs über geflüchtete Menschen kann sie beeinflussen und dadurch Veränderungen der aktuellen Migrationspolitik anregen.

Neben der Darstellung verschiedener Migrationsgründe und -formen geht die vorliegende Arbeit daher auf den öffentlichen sowie wissenschaftlichen Diskurs um Klimamigration ein. Aufgrund der Diversität und Multikausalität von Klimamigration kristallisieren sich hierbei unterschiedliche Definitionsansätze heraus, welche wiederum eine genaue Berechnung der Anzahl von Klimamigrant_innen erschweren. Gemäß dem aktuellen Forschungsstand besteht große Uneinigkeit bezüglich der Begriffswahl und der Erfassung genauer Zahlen. Zudem gibt es keine offiziell anerkannte Methode um herauszufinden, wie viele Menschen tatsächlich vor den Folgen des Klimawandels fliehen. Dies führt nicht nur zu einem schwer verständlichen Diskurs um Klimamigration, es erschwert auch eine lösungsorientierte Klima- und Migrationspolitik.

Anhand rechtlicher und ethischer Standards sollen in dem Diskurs um Klimamigration Ungleichheit und Vulnerabilität verringert werden. Um mehr Klimagerechtigkeit zu erreichen, veröffentlichten die Vereinten Nationen 1992 eine Erklärung, die darauf abzielt, jene Staaten, welche am meisten zum Klimawandel beigetragen haben und noch immer beitragen, zur Verantwortung zu ziehen. Menschenrechte, insbesondere die grundlegendsten, wie etwa das Recht auf Leben, Essen, Wasser und Hygiene sind durch die Folgen des Klimawandels gefährdet.

Des Weiteren gibt die vorliegende Arbeit einen Einblick in sowohl globale als auch nationale Asylgesetzgebungen bezüglich der Klimamigration. Diese endet meist in den Großstädten der betroffenen Länder oder in benachbarten Ländern. In Relation dazu ist die Klimamigration nach Europa gering. Trotzdem ist Europas Migrationspolitik durch Abschottung und Grenzen gekennzeichnet. Hierbei spielen Medien und Öffentlichkeit eine große Rolle. Vorurteile und Unsicherheiten werden dadurch verbreitet und geschürt.

Auf dieser Grundlage schließlich werden in der vorliegenden Arbeit konkludierend vier Felder dargestellt, in denen die Soziale Arbeit ihre Verantwortung in der Klimamigration umsetzen kann. Öffentlichkeitsarbeit überwindet Diskriminierung anhand von verschiedenen Strategien. Herrschaftsstrukturen sowie Ungerechtigkeiten werden dadurch abgebaut. International handelnde Soziale Arbeit hat maßgeblichen Einfluss auf Diskurse und kann sich gemeinsam gegen ungerechte Migrationspolitik stellen. Für die Bewältigung von Klimamigration ist die Schaffung eines internationalen Netzwerks Sozialer Arbeit wesentlich. Klimawandel-spezifische Lehre und Forschung führt zu einem besseren Verständnis der Thematik und Problemlage.

Zusammenfassend wird aufgezeigt, dass Soziale Arbeit nur dann im Sinne der vom Klimawandel betroffenen Menschen wirken kann, wenn sich die handelnden Akteur_innen in Lehre, Forschung und Praxis der ethischen und politischen Verantwortung von Sozialer Arbeit bewusst sind und diese ernst nehmen. Dabei wird ein ethischer Standard gesetzt, der Soziale- und Klimagerechtigkeit sowie die Menschenrechte in den Mittelpunkt für sozialen Wandel stellt.