Bachelorarbeit, Studiengang Politik und Gesellschaft, 53 Seiten, dt.
Zusammenfassung
Jahrzehntelang fokussierten Politiken rund um die Thematik Migration zum Großteil negative Folgen für die Herkunftsländer der Migranten, ausgelöst durch die Abwanderung hoch ausgebildeter Fachkräfte und Akademiker. Dementsprechend konzentrierten sich Programme in Verbindung mit Entwicklungszusammenarbeit häufig auf die Förderung der Rückkehr von Migranten, um dem sogenannten „Brain Drain“ entgegenzuwirken. Ab Anfang der 2000er Jahre erfolgte jedoch eine Fokusverschiebung hin zu entwicklungsförderlichen Aspekten von Migration unter dem Schlagwort Remittances bzw. Rücküberweisungen. Unter Rücküberweisungen versteht man diejenigen Gelder, die von im Ausland arbeitenden Migranten an ihre in den Heimatländern verbliebenen Familien zurückgeschickt werden. Zahlen der Weltbank zur Folge betrugen die über offizielle Kanäle transferierten Rücküberweisungen im Jahr 2013 weltweit etwa 460 Milliarden. Damit sind Rücküberweisungen mehr als drei Mal so hoch wie die weltweite Summe, die für staatliche Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung steht. Hinzu kommt, dass Schätzungen zur Folge ein großer Teil der Rücküberweisungen nicht offiziell registriert werde und die tatsächlichen Zahlen somit noch weit über den Zahlen der Weltbank lägen. Damit bewegen sich Forschungsansätze weg von einer Limitierung der Migration hin zu einem besseren Management von Migration.
Bisherige Studien zu armutsreduzierenden Auswirkungen von Rücküberweisungen konzentrieren sich meist hautsächlich auf die Erforschung finanziell förderlicher Effekte für die Herkunftsregionen und deren potentielle Rolle als innovativer und neuer Entwicklungsmotor. Diese Arbeit macht es sich zur Aufgabe, die langfristigen und nachhaltigen Auswirkungen von Rücküberweisungen als - wissenschaftlich gesehen - noch junger Thematik zu untersuchen. Zudem ist der Fokus der Arbeit nicht einseitig auf finanzielle Aspekte gerichtet, sondern beleuchtet zudem indirekte sekundäre und tertiäre Auswirkungen auf soziokultureller und ökologischer Ebene.
Der Migrationskorridor Indien- Golf- Staaten, der weltweit die höchsten Rücküberweisungen verzeichnet, dient als Beispiel- und Anwendungsregion für die Potenzialanalyse. Abschließend wird dieser in den globalen Kontext eingeordnet und Programme wie Empfehlungen für eine effiziente Nutzung von Rücküberweisungen vorgestellt.