Strukturelle Arbeitslosigkeit als Problem des fehlenden Zugangs zu formaler beruflicher Qualifikation?

Autor: Göls, Eike
Jahr: 2017

Masterarbeit, Fakultät Wirtschaft und Soziales, 129 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

Meine Master-Thesis befasst sich mit den Zugängen zu formaler beruflicher Qualifikation. Ausgangspunkt ist das Missverhältnis zwischen den bestehenden Strukturen der Ausbildungsförderung, bzw. allgemein der Möglichkeit zur Erlangung formaler, beruflicher Qualifikation und den Ansprüchen des Arbeitsmarktes, mit seinem Kredo des lebenslangen Lernens. Bei genauerer Betrachtung der tatsächlichen Möglichkeiten der Finanzierung von Berufsbildungsphasen wird deutlich, dass diese erheblich vorstrukturiert und von massiven Ausschlusskriterien betroffen sind. In Anbetracht der relativen Undurchlässigkeit des durch formale Qualifikation segmentierten Arbeitsmarktes wird durch diese fehlende Ermöglichung von Qualifikationszugängen eine gelingende Teilhabe am Arbeitsmarkt für Geringqualifizierte und Menschen, die wieder zurück auf den ersten Arbeitsmarkt möchten bzw. sich aus diversen Gründen umorientieren, erheblich erschwert bis verunmöglicht.

Die Arbeit gliedert sich thematisch in zwei Teile und bezieht sich paradigmatisch auf die Chancenperspektive des Capabilities Approach nach Amartya Sen. Der erste Teil behandelt dabei die gegenwärtigen Anforderungen des Arbeitsmarktes, bedingt durch Struktur wie Wandel und setzt diese in eine Chancenperspektive zur Lebenssituation gering qualifizierter, arbeitsloser Menschen. Das Kapitel führt einige zentrale Kernelemente, Begrifflichkeiten und Thesen ein, die letztlich die Notwendigkeit der thematischen Auseinandersetzung mit dem Thema, der Zugänge zu formaler beruflicher Qualifikation, begründen.
Kanalisiert werden die Erkenntnisse um eine potentiell drohende qualifikatorische Abwärtsdynamik mit erhöhter Schwierigkeit gelingender beruflicher Teilhabe zu beschreiben. Es wird herausgestellt, dass im Zuge der Arbeitslosigkeit Humankapital entwertet wird und auf diesem Wege die Chancen auf höher qualifizierte Tätigkeiten sinken. Dieser Sektor bringt wiederum prekäre Arbeit und schlechte Aufstiegschancen mit sich, was Betroffene qualifikatorisch im Bereich gering qualifizierter Tätigkeiten festhält. Aus dieser Erkenntnis wird die Notwendigkeit qualifikatorischer Förderung abgeleitet.

Der zweite Teil der Arbeit analysiert im Weiteren den Status quo der Förderung formaler beruflicher Qualifikation. Es werden Förderstrukturen in ihren Anspruchshorizonten und Ausschlusskriterien untersucht. Bezogen wird sich hier insbesondere auf die Rahmenbedingungen der Förderung im Bezug von ALG II und sonstigen Förderleistungen wie Wohngeld, BAB oder BAföG. Das Ergebnis ist, dass die Gesamtheit der Fördermöglichkeiten und Kostenstellen zu intransparent ist und zu viele Ausschlüsse produziert. Jetzige Fördermöglichkeiten werden dem Anspruch eines lebenslangen Lernens nicht gerecht und verunmöglichen bzw. erschweren in vielen Fällen beruflichen Aufstieg bzw. gelingende berufliche Teilhabe. Hieraus folgt eine sozialpolitische Aufgabe.