Bachelorarbeit, Studiengang Soziale Arbeit, 104 Seiten, dt.
Zusammenfassung:
Die vorliegende, empirische Arbeit beschäftigt sich mit dem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2008 etablierten Freiwilligenprogramm weltwärts aus einer postkolonialen Perspektive. Sie bietet einen Perspektivwechsel an und fragt nach der Möglichkeit der Etablierung eines rassismuskritischen weltwärts-Programms einschließlich denkbarer Umgestaltungsoptionen im Zusam-menhang mit diesem. Dabei entstand diese Arbeit aus der persönlichen Unzufriedenheit der Verfasserin mit bereits bestehenden Veröffentlichungen zum Thema, die meist auf der Ebene der Kritik stehen bleiben und wenig bis keine Alternativen aufzeigen. Die vorliegende Arbeit versucht daher, als Ergänzung zu bereits veröffentlichten Abhandlungen, diese Lücke zu füllen.
Den theoretischen Referenzrahmen stellen neben postkolonialen Theorien und Post-Development-Ansätzen auch Rassismuskritik und Critical Whiteness-Theorien dar, aus deren Perspektive die Kritik am Freiwilligenprogramm geübt wird. Die Forschung besteht, den Grundsätzen der Grounded Theory folgend, in einer Befragung ehemaliger weltwärts-Freiwilliger mittels Expert_inneninterviews. Ihr individueller Umgang mit der Kritik und Handlungsvorschläge für Veränderungen im weltwärts-Konzept werden im Rahmen der Forschungsergebnisse vorgestellt.
Ergebnisse der Forschung bestehen in der zentralen These, dass rassismuskritische ‚Freiwilligendienste’ nur unter bestimmten strukturellen, institutionellen wie individuellen Veränderungen möglich sind, wobei dies den theoretischen Ansätzen der Arbeit teilweise widerspricht. Schwerpunkte setzen die Forschungsteilnehmenden auf einen Perspektivwechsel im Hinblick auf die aktuelle Visa-Politik, dem Konzept der ‚Entwicklung’ und die Rolle der Freiwilligen. Zusätzlich sollte der Zugang von PoC und Schwarzen zum weltwärts-Programm sichergestellt werden und Rassismuskritik als Querschnittsthema Einzug in die pädagogische Begleitung der Freiwilligen erhalten. Unter dem Aspekt, weltwärts als ein Entwicklungsprogramm für die jungen, deutschen Teilnehmenden zu begreifen, muss eine Abkopplung vom BMZ erfolgen.